CIA–Chef bekam Tip von Geschäftsleuten

■ Nach Israel und der Schweiz kommt Kanada als Zwischenstation der Iran–Contra–Connection ins Spiel / Bruchstückhafte Darstellung der Transaktionen durch Casey vor dem Untersuchungsausschuß / Saudischer Multimillionär Kashoggi war einer der Vermittler

Aus Washington Stefan Schaaf

Die aufgeregten Äußerungen der Abgeordneten ließen bereits vermuten, daß der Tag interessante Neuigkeiten gebracht hat. Fünf Stunden lang hatten die Parlamentarier des Außenpolitischen Ausschusses im Repräsentantenhaus am Mittwoch CIA–Chef Casey angehört. Die Anhörung war geheim, doch die Schlagzeile der Washington Post am nächsten Morgen wußte Bescheid: „CIA– Boss sagt, Geschäftsmann gab ihm den Tip über die Gelder–Abzweigung“. Casey hatte den Abgeordneten erklärt, er habe am 7. Oktober dieses Jahres durch einen Anruf von einem New Yorker Geschäftsmann erfahren, daß Zahlungen aus dem Waffenhandel mit dem Iran ihre Empfänger nicht erreicht hätten, sondern offenbar nach Zentralamerika geflossen seien. Diese Empfänger seien eine Gruppe von kanadischen Finanziers gewesen. Ihnen hätte eine Summe von 20 Millionen Dollar zugestanden, von denen sie nur die Hälfte erhalten hätten. Die Kanadier drohten mit einer Klage, falls sie das ihnen zustehende Geld nicht bekämen, womit der gesamte geheime Deal aufgeflogen wäre. Deswegen habe Casey den damaligen Sicherheitsberater Po indexter von dem Problem unterrichtet. Die Tatsache, daß jetzt offenbar auch Kanada in die komplizierten Transaktionen verwickelt ist, macht das Gewirr von Händlern, Konten und Kontakten noch erheblich komplizierter, als es ohnehin schon war. Was die Abgeordneten gegen Casey aufbrachte, war seine bruchstückhafte Dar stellung dieser zusätzlichen Episode und seine geringe Bereitwilligkeit, auf Fragen zu antworten. Ein Abgeordneter sagte, der CIA– Boss sei entweder inkompetent oder er sage nicht alles, was er wisse. In beiden Fällen solle er seinen Job möglichst rasch verlieren. Das Wall Street Journal zitierte am Donnerstag Regierungsvertreter, die mit der Affäre vertraut waren, mit den Worten, der Geheimdienstchef habe bereits im Frühjahr von der Umleitung der Iran–Gelder an die rechten Guerillas erfahren. Die US–Fernsehgesellschaft ABC hatte am Donnerstagabend ihrerseits einen Knüller aufzubieten. Sie interviewte erstmals die zwei wichtigsten Vermittler der Kontakte zwischen Iran und dem Weißen Haus, den saudischen Multimilliardär Adnan Kashoggi und den iranischen Geschäftsmann Gorbanifar, einen engen Mitarbeiter des Khomeini–Regimes, der, so ABC, mit allem von Waffen bis zu Teppichen handle. Gorbanifar gab dabei an, er sei persönlich in den Libanon gereist, um die Freilassung der US–Geiseln zu erreichen.