Erstes Leck im AKW Brokdorf

Hamburg (taz) - Mehrere Stunden lang entwich in der Nacht von Samstag auf Sonntag radioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf des AKW Brokdorf, das seit zweieinhalb Monaten am Netz ist. Grund: Ein Haarriß in einer Rohrleitung, mit der Kühlwasser zur regelmäßigen Überprüfung der Radioaktivität angezapft wird. Das ausgetretene Wasser verdampfte - so die offiziellen Angaben - sofort in dem Laborgebäude, in dem sich zur Unfallzeit niemand aufhielt. Die in dem Wasserdampf enthaltenen radioaktiven Edelgase wurden über das Entlüftungssystem durch den Kamin ins Freie gepustet, die abgegebene Radioaktivität habe jedoch „höchstens in Promille“ der Menge betragen, die das AKW täglich an die Außenwelt abgeben darf. Höher als 0,3 Mikrorem könne die Dosis nicht gewesen sein, schätzt der Betreiber, damit sei auch kein Grund gegeben, den Reaktor abzustellen. Die Grünen Schleswig–Holsteins fordern vollständige Aufklärung: Der Unfall müsse vor dem Hintergrund eines massiven Sicherheitsabbaus im AKW Brokdorf gesehen werden. Auch die Landes–SPD ist entsetzt: Offensichtlich sei nicht einmal die Qualität der Leitungsrohre für radioaktives Wasser gewährleistet, erklärt der umweltpolitische Sprecher der Kieler Landtagsfraktion, Hans Wiesen.