Junge Israelis wollen auswandern

■ Viele Israelis wollen Emigration nicht mehr als unpatriotische Handlung begreifen

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Immer mehr verstärken sich in der israelischen Bevölkerung Tendenzen zur Auswanderung. Nach einer jetzt veröffentlichten Umfrage des Ministeriums für Integration denken 19 Prozent der jüngeren Israelis unter 30 Jahren an eine Auswanderung. Und auch 10 Prozent der 30 bis 50jährigen erklärten ihren Willen zur Emigration. Nur unter der älteren Bevölkerung ist der Willen zur Auswanderung noch wesentlich geringer ausgeprägt - eine Folge der geringen Berufschancen in einem neuen Leben im Ausland. Die meisten Israelis sehen in der Emigration nicht mehr eine unpatriotische Handlung. Zwar sehen auch heute noch 92 Befragten in der Auswanderung eine „Bedrohung für Israel“, aber nur 41 Auswanderer für seine Handlung verurteilen. Aufgrund der deprimierenden Situation in Israel ist die Suche nach einer Karriere im Ausland gesellschaftlich akzeptiert. Nur noch 19 % der Israelis sehen in den Auswanderern „Deserteure am eigenen Land“ - eine für den Staat bedrohliche Entwicklung, da seit Jahren eher mehr Israelis das Land verlassen, als einwandern. Offizielle Stellen äußerten sich über die politischen Folgen des Meinungsumschwungs zur Auswanderung betroffen. In zwanzig Jahren könnte es so zu einer arabischen Mehrheit im Lande kommen, falls Israel die besetzten Gebiete weiter kontrolliert.