„Oder?“

Jetzt ist es heraus, das ultimative CDU–Motto. Bei der letzten Bundestagswahl wurde ja dem Wähler an sich eine sprachwissenschaftliche Kniffligkeit aufgezwungen, der Gegensatz zwischen „ oder“ und „statt“. Die CDU bot an „Freiheit statt Sozialismus“, die CSU warnte düster „Freiheit oder Sozialismus“. „Statt“ hat gewonnen, klar, es paßt auch besser zu unserem polymorphen Kanzler und seinem Sprachausfluß. Aussitzen statt aufstehen, plaudern statt denken. „Statt“ war gesetzt, aber womit sollte es verkuppelt werden. Rot– grüne Zukunft und „statt“... da bliebe ja schwarze Gegenwart. Also dann schon „Zukunft statt Rot–Grün“, und rot–grün schwarz geschrieben. Dafür die „Zukunft“ blau gedruckt. Aber da der Deutsche natürlich nicht unbesehen auf Zukunft setzt, drunter „Weiter so, Deutschland“. Das ist es nun, das ultimative Wahlkampfplakat der CDU. Da will sich nun Rau immer noch an den Menschen wenden, während der schon von einem sanften „Statt“ angehoben, längst in die blaue Zukunft gleitet. „Gradlinig und rational“ nennt Geißler seine Wahlkampagne zu Recht. Die anderen Parteien nötigen ihm nur noch ein Lächeln ab. Die Schicksalswahl ist eben schon zwischen zwei „Statts“ entschieden. Das „Statt“ zwischen „Versöhnen“ und „Spalten“ weint still vor sich hin. kh