Bei afp wird weiter gestreikt

■ Urabstimmung in Paris: afp–Mitarbeiter sprachen sich für Streikfortführung aus / Rücktritt des Direktors?

Aus Paris Georg Blume

Der Streik von Journalisten und technischen Mitarbeitern der französischen Nachrichtenagentur „afp“ (Agence France–Presse) dauert an. In einer Urabstimmung am Dienstag stimmten erneut annähernd zwei Drittel der afp–Angestellten im In– und Ausland für eine 48stündige Fortsetzung des Streiks. Der bis heute sieben Tage währende Streik ist der längste in der Geschichte der renommierten Agentur. Am Dienstag nachmittag hatte afp–Chef Henri Pigeat die Gewerkschaften des Hauses zu einem „Treffen der letzten Chance“ geladen, das nach einer 15minütigen Unterredung platzte. Die Gewerkschaften wehren sich gegen Art und Weise der Umsetzung des Restrukturierungsplans. Der Plan sieht bis 1989 300 Entlassungen, darunter 150 Journalisten, und eine Neuordnung der Auslandsdienste vor, insbesondere die Verlagerung des deutschen afp–Dienstes von Paris nach Bonn. Bereits am Montag hatte Henri Pigeat der afp–Finanzkommission berichtet, daß er nicht mehr in der Lage sei, den Etat der afp zu sichern. Gestern trat daraufhin der „Hohe Rat“ der afp zusammen. Es ist jedoch anzunehmen, daß der „Hohe Rat“ Henri Pigeat den Rücktritt nahelegte. Der Rücktritt des afp–Chefs und damit die Neuaufnahme von Verhandlungen mit den Gewerkschaften über den gesamten Restrukturierungsplan, gegen die sich Pigeat kategorisch wehrt, erscheint als die letzte Möglichkeit, der in der jetzigen Situation unausweichlichen Entscheidung der Finanzkommission zuvorzukommen, die afp–Leitung an einen gerichtlich eingesetzten Prokureur abzugeben. Dieser könnte dann die Zahlungsunfähigkeit der Nachrichtenagentur feststellen. Bis Redaktionsschluß lag noch keine Entscheidung über den Rücktritt von Pigeat vor.