Bergedorfs Abschied von Schmidt

■ Nach 35jähriger Bonner Tätigkeit wurde Ex–Bundeskanzler Schmidt von seinem Wahlkreis Bergedorf feierlich verabschiedet / Staatstragendes und Humoriges von den Genossen

Ex–Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde gestern von seinem Hamburger Wahlkreis Bergedorf von Honoratioren und Parteimitgliedern nach 35jähriger Bonner Tätigkeit feierlich verab schiedet. Dort erzielte er stets überdurchschnittliche Wahlergebnisse.Im kleinstädtischen Bergedorf ist ein autoritäres Staatsverständnis ebenso vertreten wie ein pragmatischer Antikommunismus. Beides hat nicht nur die Nr. 1 der Bergedorfer SPD, Helmut Schmidt, geprägt sondern auch die übrigen Bergedorfer Genossen. So bilden sie denn auch seit Jahrzehnten das verläßlich–dezente Rückgrat der Hamburger SPD, der „CSU des Nordens“.Entsprechend war die Verabschiedung Schmidts aus der offiziellen Politik. Staatstragendes wechselte mit dem Duft der großen weiten Welt (Filme und Fotos zeigten „Schmidt– Schnauze“ mit den Großen der internationalen Politik). Natürlich gaben sich die Partei– und Bezirkshonoratioren auch deutsch–humorig. Der Ex–Kanzler setzte seiner Frau unter allgemeinem Gelächter ein Hütchen aus blauem Lackpapier auf und gab sich hinsichtlich der Namen seiner Vor– und Nachgänger launig: „Die Bundeskanzler werden immer einsilbiger. Erst war da Adenauer, der hatte noch vier Silben. Dann kam Kiesinger, immerhin noch mit drei Silben. Dann kamen Brandt und Schmidt, die hatten nur noch sechs und sieben Buchstaben. Jetzt haben wir einen mit vier Buchstaben, und der nächste, Johannes Rau, hat nur noch drei. Wo soll das nur enden?“Für die verabschiedenden Bergedorfer Sozis endete der Abend in Rührseeligkeit und Bier. Tom Janssen