Jede Menge Nitrat im Trinkwasser

■ In der Hälfte der Bundesrepublik ist das Trinkwasser für Säuglinge ungenießbar / Nitrat–Belastung liegt teilweise über den EG–Normen / Gesundheitsministerium räumt hohe Chemikalienwerte im Trinkwasser ein

Von Axel Kintzinger

Berlin (taz) - In über 50 Prozent der bundesdeutschen Haushalte enthält das Trinkwasser mehr als zehn Milligramm Nitrat pro Liter und ist damit als Babynahrung ungeeignet. Das berichtet die Zeitschrift „Öko–Test“ in ihrer neuesten Ausgabe. Bei einer Untersuchung wurden in sieben Orten sogar die unerlaubten Spitzenwerte des krebserregenden Nitrates in Höhe von über 50 Milligramm pro Liter gemessen. Betroffen sind: Nortorf, Schleswig–Holstein, Liepenburg– Uepen und Vienenburg, Niedersachsen, Bocholt, Nordrhein– Westfalen, Königheim und Schriesheim, Baden–Württemberg sowie Mitwitz in Bayern. Zuviel Nitrat kann besonders bei Babys zur gefürchteten „Blausucht“ führen, die den Tod durch Erstikken bewirken kann. Eltern von Säuglingen wird geraten, Trinkwasser mit mehr als 10mg/l Nitrat nicht zur Zubereitung von Säuglingsnahrung zu verwenden, sondern auf Mineralwasser auszuweichen. Allerdings seien auch viele Mineralwassersorten mit Nitrat belastet, so daß der Nitrat– Gehalt beim Hersteller erfragt werden sollte. Auch Erwachsene seien vor allem durch Nitrosamine, die Abbauprodukte des Nitrats im Organismus, gefährdet. Diese haben sich, so die Öko–Test–Redaktion, „in Tierversuchen als hochgradig krebserregend erwiesen“. Auch das Bundesgesundheitsministerium hat sich zur chemischen Belastung des Trinkwassers geäußert. Dr. Manfred Steinbach, Leiter der Abteilung Gesundheit, räumte erstmals überhöhte Werte chemischer Stoffe im Trinkwasser ein. Es gebe allerdings nach den jüngsten Chemie–Unfällen keinen Anlaß, so Steinbach weiter, Trinkwasser durch Mineralwasser zu ersetzen.