Reagan erwägt Auftritt vor Kongreßausschuß

■ Der US–Präsident fühlt sich hintergangen / Mittelsmänner haben bei dem Iran–Waffengeschäft kräftig abgesahnt / Abgeordnetenhaus ernennt Vorsitzenden für Untersuchungsausschuß / Wollte Iran Reagan ermorden? / North: USA wollten iranische Geiseln nehmen

Berlin (wps/taz) - Reagan erwägt, vor einem Untersuchungsausschuß des Kongresses zu seiner Rolle im Iran–Skandal auszusagen. Der republikanische Senator und langjährige Vertraute des Präsidenten, Laxalt, gab am Mittwoch bekannt, daß er Reagan zu diesem ungewöhnlichen Schritt geraten habe, um jeden Zweifel an seiner Rolle in der Affäre zu zerstreuen. Präsidentengattin Nancy meinte dazu, ihr Mann sei zutiefst enttäuscht darüber, daß man ihm nicht die Wahrheit über die Umleitung der Gelder an die Contras gesagt habe. Er fühle sich von seinem Ex–Sicherheitsberater Poindexter und dessen Mitarbeiter North hintergangen. Erst dreimal (1862, 1919 und 1974) ist es bisher in der Geschichte der USA dazu gekommen, daß ein Präsident als Zeuge vor dem Kongreß auftrat. Das letzte Mal war dies 1974 nach dem Watergate–Skandal, als Präsident Ford vor dem Kongreß die Einstel lung des Verfahrens gegen den zurückgetretenen Nixon begründete. Bei der Befragung von Pentagon–Chef Weinberger vor dem Geheimdienstausschuß des Senats erhärtete sich nach den Worten des demokratischen Senators Cohen der Verdacht, daß die Mittelsmänner beim Waffengeschäft mit dem Iran „kräftige“ Profite gemacht haben. Es gäbe jedoch noch keine Beweise dafür, daß die Contras tatsächlich einen Teil der Profite erhalten haben. Einen Tag nach der Berufung des Watergate–erfahrenen Senators aus Hawaii, Inouye, zum Vorsitzenden des Sonderausschusses des Senats ernannte auch das Abgeordnetenhaus einen Sonderausschuß. An die Spitze des 15–köpfigen Gremiums wurde der Demokrat und Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Abgeordnetenhauses, Hamilton, berufen. Beide Gremien sollen mit Beginn der nächsten Sitzungsrunde des Kongresses Anfang nächsten Jahres die Hintergründe der Iran–Affäre durchleuchten. Dem Senatsausschuß unter Watergate–Spezialist Inouye wird in der Öffentlichkeit mehr Bedeutung beigemessen, weil dem elf– köpfigen Gremium so prominente Politiker wie der Rüstungsexperte Sam Nunn und Warren Rudman angehören. Gleichzeitig wird das Aufklärungsinteresse des Senatsauschusses bezweifelt, weil acht seiner Mitglieder für die von Reagan geforderte Militärhilfe für die Contras gestimmt hatten. Währenddessen ist das Weiße Haus bemüht, den von der „Los Angeles Times“ berichteten Plan des ehemaligen Mitarbeiters in Reagans Sicherheitsrat, North, Familienangehörige von iranischen Regierungsmitgliedern zu entführen und mit ihnen die Freilassung amerikanischer Geiseln im Libanon zu erpressen, als „substanzlos“ abzutun. Und die Fernsehgesellschaft ABC schockierte das Publikum am Mittwoch mit der Neuigkeit, daß Iraner 1983 ein Mordkomplott gegen Reagan geschmiedet hatten. Ein beherzter iranischer Geschäftsmann habe die Attentatspläne jedoch aufgedeckt. mf