I N T E R V I E W Im Jahr 2000 sind die Deponien voll

■ Ries Jansen, Umweltsenator der Stadt Rotterdam, hat noch Hoffnung, sich mit den Rhein–Vergiftern gütlich zu einigen / Wenn nicht, droht die Stadt mit Klagen

taz: Herr Senator, Sie haben die Hauptverschmutzer des Rheins ermitteln lassen, halten die Namen der Konzerne aber geheim. Warum? Jansen: Bis jetzt betreiben wir die Politik, daß wir mit allen Verschmutzern des Flusses reden wollen, um ihnen bewußt zu machen, daß die Verschmutzung aufhören muß. Wenn man mit jemand reden will, ist es nicht besonders nett, ihn an den Pranger zu stellen. Wenn die Zeit reif ist, werden wir auch die Namen nennen. Wir sollten das dann auch, denn wir bereiten juristische Maßnahmen vor. Sie sind bereits an die 14 Konzerne herangetreten. Wie waren die Reaktionen? Wir haben mit einigen gesprochen, auch mit einigen Industrie–Verbänden. Bis jetzt waren die Reaktionen sehr verschieden. Manche haben uns ganz herzlich empfangen, bei anderen waren die Gespräche sehr kurz. Sie haben aber noch keinerlei positive Zusagen? So kann man sagen, ja. Aber wir wollen es noch einmal versuchen. Wenn das nicht gelingt, fürchte ich, müssen wir zu anderen Mitteln greifen. Dann werden wir uns im Gerichtssaal zusammenfinden, wie schon mit den Franzosen wegen der elsässischen Kali–Minen. Ich hoffe, daß das nicht nötig wird; ich habe noch ein bißchen Hoffnung, daß wir uns zusammenfinden. Das ist ja nicht nur ein Problem für uns in Rotterdam, sondern für ganz Europa. Das Jahr 2000 ist so eine Art magische Zahl in Rotterdam. Glauben Sie wirklich, daß der Rhein bereits in 15 Jahren wieder sauber sein kann? Was tut Rotterdam, wenn das nicht der Fall ist? Das Jahr 2000 ist für uns sehr wichtig, denn dann sind unsere Deponien voll. Wir wollen dann nicht für Millionen Gulden neue Deponien bauen. So muß in den nächsten Jahren schnell eine endgültige Lösung gefunden werden, um die Verschmutzung zu beenden und die Industrie auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Die Maßnahmen müssen jetzt sofort beschlossen und in den nächsten 15 bis 20 Jahren umgesetzt werden. Also tatsächlich ein sauberer Rhein im Jahr 2000? Wir brauchen das. Nicht nur weil es ökonomisch für Holland und für Rotterdam notwendig ist, sondern weil wir unseren Kindern klares Wasser und schöne Flüsse schulden, in Holland und in ganz Europa. Wir können unseren Kindern nicht in die Augen sehen, wenn wir das nicht tun. Das Interiew führte Thomas Scheuer