Brandanschläge auf Hamburger Geschäfte

■ Brände wurden durch Säurezünder ausgelöst / Polizei fand weitere Brandsätze / Zusammenhang mit der Hafenstraßen–Demo nicht erwiesen

Aus Hamburg Michael Berger

Am frühen Sonntag morgen wurde aus dem Kaufhaus Hertie im Hamburger Stadtteil Barmbek das erste Feuer gemeldet: In der Sanitäranlage brannten einige Badematten. Bis zum Nachmittag ereigneten sich sechs weitere Brände in Kaufhäusern und Geschäften, überwiegend im abgelegenen Stadtteil Bergedorf. Zwei weitere Vorfälle wurden am gestrigen Montag gemeldet: Bei Karstadt in der Mönckebergstraße, dem Einkaufszentrum in der Innenstadt und in ei nem Bergedorfer Schuhgeschäft. Die Polizei nahm bereits die ersten Brände zum Anlaß, im Stadtgebiet alle Kaufhäuser auf Brandsätze zu untersuchen. Insgesamt wurden seit Sonntag 15 Brandsätze gefunden. Alle Brände wurden, so die Polizei, durch Säurezünder ausgelöst, die schon am Samstag in den Geschäften deponiert worden sein müssen. Die wirtschaftliche Vereinigung von „City–Partner“ Bergedorf sprachen von Millionenschäden. Sie setzten 10.000 Mark Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter aus. Die Polizei, die bisher zwar keine Anhaltspunkte über die Täter hat, „schließt einen Zusammenhang mit der zum Teil gewalttätigen Demonstration“ vom Samstag - 12.000 demonstrierten für den Erhalt der umkämpften Hafenstraßen–Häuser - nicht aus. Der einzige Anhaltspunkt, der für diesen Zusammenhang angeführt wird, ist die Tatsache, daß es vor einem Jahr, nach einer Demonstration zum Tod von Günter Sare (er wurde in Frankfurt von einem Wasserwerfer überrollt) ähnliche Brandanschläge gegeben hatte. In München äußerte Innenminister Zimmermann, es sei eine „Schamlosigkeit“, wenn sein Hamburger SPD–Kollege Pawelzcyk behaupte, das Polizeikonzept während der Großdemonstration am Samstag sei ein Erfolg gewesen, wenn „hundert Personen verletzt“, „ganze Kaufhausetagen ausgebrannt“, aber „nur drei Gewalttäter festgenommen“ worden seien. Kommentar Seite 4