Kugeln von Soldaten treffen die Kleinsten

■ In israelisch besetzten Gebieten sind vor allem Kinder die Opfer beim Beschuß von arabischen Demonstranten

Aus Tel Aviv Amos Wollin

In den israelisch besetzten Gebieten sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die von den Kugeln der Soldaten und Siedler getroffen werden, wenn es darum geht, eine palästinensische Demonstration aufzulösen. „Warum werden gerade arabische Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt?“ fragte der Abgeordnete der Bürgerrechtspartei im israelischen Parlament, Jossi Sarid, diese Woche in einem Kommentar in der Zeitung Haaretz. Wer erst kürzlich den zwölfjährigen Radwan Abu Zeitun aus dem Flüchtlingslager Balata in Nablus erschossen hat, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden, weil die Soldaten an diesem Tag zahlreiche Schüsse abgegeben haben. Immerhin aber stellte man in der trockenen amtlichen Erklärung fest, daß es sich bei dem Toten um einen Jungen handelte. Diese Erklärung ist bereits ein Fortschritt, denn noch zwei Tage zuvor hatte es in einem Kommunique der Armee geheißen: „Ein arabischer junger Mann, vierzehn Jahre alt, wurde heute im Lager Balata bei Nablus von Soldaten erschossen.“ Sarid spricht in diesem Zusammenhang von Lügen, Halbwahrheiten und Selbstbetrug. „Besonders Kinder werden leicht Opfer der Schießordnung in den besetzten Gebieten“, führt Sarid in seinem Kommentar aus. „Die Soldaten richten sich nach ihren Anweisungen, schießen zuerst in die Luft und zielen dann auf die Beine (der palästinensischen Demonstranten, d.Red.). Kinder und Jugendliche sind häufig nicht größer als die Beine der Erwachsenen.“ „Man braucht das Ziel nur knapp zu verfehlen, um den Bauch, die Brust oder den Kopf eines Kindes zu treffen. Die Größenmaße habe ich selbst festgestellt, als ich meinen zwölfjährigen Sohn an meiner eigenen Körpergröße gemessen habe“, erläuterte der Abgeordnete.