Bessere Arbeitsbedingungen

■ Lohnforderungen spielen bei dem Eisenbahnerstreik eine untergeordnete Rolle / Mißtrauen gegenüber Angeboten von Regierung und Gewerkschaften

Berlin (taz) -Die Forderungen der streikenden Eisenbahner in Frankreich sind grob in drei Kategorien einzuteilen: Es geht in erster Linie um die neuen Lohnleitlinien, in zweiter Linie um verbesserte Arbeitsbedingungen und als letztes um Lohnerhöhungen. Di einem ohnehin schon stark durchhierarchisierten Betrieb wie der SNCF hätte das zu einer noch stärkeren Abhängigkeit der Beschäftigten von dem Wohlwollen ihrer Vorgesetzten geführt als schon bisher. Außerdem sollten Lohnerhöhungen in Zukunft von der finanziellen Lage der SNCF abhängig gemacht werden. Als erstes Zugeständnis gegenüber den Streikenden ist das Lohnleitlinienprojekt von der Regierung in der Nacht zum vergangenen Freitag zurückgezogen worden und soll Ende dieser Woche neu verhandelt werden. Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen hatte Mitte vergangener Woche die SNCF angeboten, die arbeitsfreien Sonntage für das fahrende Personal von bisher 14 auf 15 und die Urlaubstage um zwei auf 112 Tage anzuheben. Die Nachtpausen zwischen zwei Arbeitstagen sollten verlängert und die höchste zulässige Zahl an Arbeitstagen zwischen Ruhetagen verringert werden. Die kommunistische Gewerkschaft CGT und die sozialistische Gewerkschaft CFDT verlangen hingegen 20 statt 15 freier Sonntage sowie 122 statt 112 freier Tage. Verhandlungen darüber sollen am 7. Januar aufgenommen werden. Die Regierung hat sich kategorisch geweigert, Forderungen nach Lohnerhöhungen nachzukommen. Kurz vor Weihnachten hatte sie ein Angebot von 1,7 Prozent Lohnerhöhung für 1987 gemacht, das von den großen Gewerkschaften CGT und CFDT jedoch zurückgewiesen worden war. Dennoch spielen Lohnforderungen in diesem Streik nur eine geringe Rolle, weitaus wichtiger sind die qualitativen Forderungen, die sich gegen eine Umstrukturierung des Staatsbetriebs wenden. -ant–