Erdöl seit Wochenende wieder bei 18 Dollar

■ OPEC–Beschluß vom vergangenen Dezember hat jetzt zum Erfolg geführt

Von Ulli Kulke

Der Ölpreis macht Ernst. Am Wochenende kostete ein Barrel (159 l) an der New Yorker Warenbörse zum ersten Mal seit elf Monaten wieder mehr als 18 Dollar. Damit hat es die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) geschafft, ihren Beschluß vom 20. Dezember vergangenen Jahres durchzusetzen, das Richtpreissystem wiedereinzuführen und die Marge bei 18 Dollar anzusetzen. Man hatte sich seinerzeit in Genf darauf geeinigt, die Gesamtförderung der OPEC um sieben Prozent auf 15,8 Millionen Barrel zu senken, um das Angebot zur Preisanhebung künstlich zu verknappen. Darüber hinaus konnte man im Gegensatz zu früheren Konferenzen auch die Quotensenkungen für die einzelnen Mitgliedsländer festschreiben, was den Erfolg letztendlich sicherte. Der Irak war dabei als einziges der dreizehn Mitgliedsländer von der Quotenfestlegung ausgenommen worden. Wie zuvor schon seine Partnerländer hat das OPEC–Land Nigeria jetzt die US–Ölgesellschaften davon unterrichtet, daß man zum Festpreissystem zurückkehren wolle. Das westafrikanische Land hatte bisher noch zum „Netback“– Verfahren abgerechnet. Bei diesem Verfahren richtet sich der Rohölpreis nach den auf dem freien Markt zu erzielenden Erlö sen für Benzin oder Heizöl. Beobachter gehen davon aus, daß der Preisschub auf den internationalen Märkten wesentlich hiervon beinflußt wurde. Der schnelle Erfolg kommt ganz offenbar für einige OPEC– Politiker selbst überraschend. Noch Ende vergangener Woche hatte Kuwaits Ölminister Scheich Ali al–Chalifa al–Sabah in der ARD–Sendung Plus–Minus erklärt, er gehe davon aus, daß das angestrebte Preisniveau von 18 Dollar / Barrel erst gegen Ende 1987 erreicht wird. „Wir werden auf einige Schwierigkeiten stoßen“, meinte al–Chalifa al–Sabah. Er hoffe jedoch, daß das Preisniveau dann für zwei bis drei Jahre nach oben und unten stabil bleibe. Der Scheich kündigte darüber hinaus eine „sehr aggressive Erweiterung“ der Investitionen seines Landes in der Bundesrepublik an im Bereich der Direktversorgung der Verbraucher mit Mineralölprodukten. Rückläufige Einnahmen aus dem Rohölgeschäft sind seiner Ansicht nach kein Grund, diese Investitionen zurückzuschrauben, sondern sie im Gegenteil auszuweiten. Auch China hat jetzt angekündigt, die OPEC in ihrem Bemühen um stabile Ölpreise zu unterstützen. Für das Jahr 1987 strebe man keine höheren Ölexporte als im Vorjahr an, meldete jetzt die amtliche Agentur Xinhua. Bereits 1986 seien die Exporte wesentlich reduziert worden. Die OPEC hat durch die Förderausweitung im vergangenen Jahr wieder einen höheren Anteil am Weltmarkt erobern können. Er betrug 1986 ca. 60 Prozent gegenüber 57 Prozent im Vorjahr (der Weltmarktanteil ist nicht zu verwechseln mit dem Welt–Produktionsanteil, der für die OPEC weit geringer ausfällt). Inwieweit der OPEC–Richtpreis in den nächsten Monaten zu halten sein wird, dürfte nicht nur davon abhängen, ob ein harter Winter auf der nördlichen Halbkugel hohen Heizölbedarf bringen wird oder nicht. Entscheidend ist in solchen Rohstoffpreis–Angelegenheiten auch immer die Vorratspolitik der Verbraucherländer. Für den Fall, daß die westlichen Industrieländer mittelfristig ein Scheitern der OPEC–Richtpreispolitik und wieder sinkende Preise erwarten, könnten sie dazu übergehen, ihre Öllager abzubauen, die sie zu billigen Preisen angehäuft haben. Entsprechend weniger Öl würde am Weltmarkt gekauft, was den Druck auf die Preise noch verstärken dürfte. Die Lagerhaltung hängt jedoch auch davon ab, wie teuer es für den Handel ist, die „Durststrecke“ zwischen Kauf und Verkauf durchzustehen. Und hier haben die OPEC– Länder zur Zeit wenig zu befürchten. Das aktuell äußerst niedrige Zinsniveau gestaltet die Lagerhaltung von Rohstoffprodukten eher preisgünstig.