Die „grüne Gefahr“

■ CDU/CSU präsentierten Broschüre zum Thema: „Grüne und Gewalt“ / Suche nach „guten Grünen“

Von Oliver Tolmein

Die Wahl rückt näher, die Zeiten werden frostiger - und die die Volksseele erwärmenden Parolen bleiben aus. Die CDU/CSU hat es in solchen Zeiten allgemeiner Innovationsvereisung vergleichsweise leicht: das Thema „Grüne“ haben sie zu einem bundesdeutschen Schauerstück mit fast beliebig vielen Akten ausgedichtet. Gestern in Bonn präsentierten die parlamentarischen Geschäftsführer Seiters (CDU) und Bötsch (CSU) die Zitatenfolge „Grüne und Gewalt“: eine 47 Seiten und 119 Fußnoten umfassende Sammlung aus jedem Zusammenhang gerissener Sätze grüner Funktionträger. Beweisen sollen sie nicht nur, daß die Grünen statt sanfter Ökopolitik quasi täglich gegen das Gewaltmonopol des Staates agitieren, sondern auch, daß die junge Partei eine „linkssozialistische Kaderorganisation“ (Seiters) ist. Warum, nach so zahlreichen engagierten Attacken die CDU/CSU nicht schon lange das Verfassungsgericht beauftragt hat, die Verfassungswidrigkeit der Grünen festzustellen, interessierte am Montag nicht nur den Korrespondenten der FAZ. Die Antwort von Rudolf Seiters fiel sphinxhaft aus: zwar seien die Grünen als Partei insgesamt „linkssozialistisch“, in der Gewaltfrage allerdings müsse man das differenzierter sehen. Da gibt es demnach gewaltfreie und gewalttätige Kader. Wer denn aber die „guten Grünen“ sind, wo doch selbst Otto Schily in der Broschüre als gewaltbefürwortender Linkssozialist ausgewiesen ist? Auf diese Frage mochte Rudolf Seiters nur vieldeutig lächeln: „Ich empfehle Ihnen die Broschüre aufmerksam zu lesen“. Was ich mir ersparen werde... FORTSETZUNG VON SEITE 1