I N T E R V I E W „Unrecht ist nicht vergleichbar“

■ Der ehemalige DDRler Roland Jahn aus Jena zu Kohls Äußerung über KZs in der DDR

taz:Bundeskanzler Kohl hat der DDR unterstellt, sie unterhalte Konzentrationslager für politische Gefangene. Du selbst hast in der DDR und hier auch wegen deines politischen Engagements in der unabhängigen Friedensbewegung im Knast gesessen, was sagst Du zu Kohls Vergleichen? Roland Jahn:Ich lehne es grundsätzlich ab, Unrecht überhaupt zu vergleichen. Der Begriff des Konzentrationslagers ist verbunden mit Massenvernichtung und deshalb in keiner Weise anzuwenden auf die DDR. Nun hat nach dpa eine Gemeinschaft ehemaliger DDR–Häftlinge Kohl und seine Äußerung unterstützt und behauptet, es sei gerechtfertigt, die menschenunwürdigen Haftanstalten in der DDR mit Konzentrationslagern zu vergleichen. Wurde eigentlich in der DDR der Begriff Konzentrationslager von Häftlingen häufig benutzt, wie Regierungssprecher Ost jetzt behauptete? Bei den Häftlingen wird rein subjektiv der Begriff KZ auch v ein subjektives Empfinden des Moments, das alles, was mit dem Begriff Konzentrationslager verbunden ist, nicht objektiv erfaßt.Ich akzeptiere nicht, wenn jemand so etwas in irgendeiner Form nach außen trägt und damit das, was mit dem Begriff Konzentrationslager zur Nazi–Zeit verbunden ist, verharmlost. Seine eigene Situation verharmlost er mit dieser Überspitzung übrigens auch, weil jeder weiß, daß es so nicht stimmt. Wann wird denn der Begriff von Häftlingen verwandt. Ich kann mir vorstellen, daß hier auch jemand, der im Knast sitzt, den Begriff KZ für seine subjektive Situation im Gefängnis benutzt. Der Begriff wird in den einzelnen Strafanstalten der DDR für gewisse Lager verwandt. Wenn man das Gefängnis in Unterwellenborn neben dem Stahlwerk Maxhütte betrachtet, sieht man B gibt natürlich nicht nur solche baulichen Ähnlichkeiten, sondern man hat auch bei dem einen oder anderen Wärter den Eindruck, er könnte auch aus anderen Zeiten sein. Das Interview führte Max Thomas Mehr