„MADE IN THE USA“ - nein danke!

■ Eine Polemik gegen den Kaufzwang zu schlechter einheimischer Ware / US–Autos haftet noch immer die Aura der Schlitten aus den fünfziger Jahren an

Washington (taz) -Gestern traf ich meinen Freund Martin auf der Straße. „Du zu Fuß?“, fragte ich ungläubig, denn außer in seinem Haus habe ich ihn eigentlich noch nie ohne seinen fahrbaren Untersatz erlebt. „Mein altes Auto ist endgültig zusammengebrochen, es steht vor dem Haus und springt nicht mehr an.“ „Und - jetzt kaufst Du sicher auf der Stelle ein neues“, vermutete ich. „Ich würde gern, doch so einfach ist das nicht. Ich wollte ja einen dieser neuen japanischen Stadtflitzer kaufen, doch stell Dir vor, was die Händler machen: Im Schaufenster steht ein großes Preisschild, 13.000 Dollar, und ganz klein drunter 2.100 Dollar Nachfrage–Aufschlag. Die Amerikaner sind so wild auf die importierten Autos, daß die Preise einfach raufgesetzt werden.“ Man bräuchte natürlich nicht unbedingt ein ausländisches Auto zu kaufen, aber in Zeiten, in denen ein Turbo–Saab schon zur Grundausstattung eines Universitätsstudenten gehört, will sich niemand mit einem fabrikneuen Buick oder Dodge erwischen lassen. Heimisch produzierten Kraftfahrzeugen haftet immer noch die Aura der Schlitten aus den fünfziger Jahren an, viel Blech, viele Zylinder und im dritten Jahr fängt der Ärger an. Dann rosten die Holme, quietscht die primitive Blattfederung und beginnt das Plastikdekor im Innenraum zu blättern. Amerikanische Autos sind eben nur so gut wie amerikanische Straßen - und wer einmal durch die glitzernden Häuserschluchten einer US–Großstadt geholpert ist, in denen die Asphaltdecke gewellt ist und die Schlaglöcher tief sind, der weiß, wovon ich rede. Im Fernsehen sieht man häufiger Werbespots, die stolz auf Waren „Made in the USA“ hinweisen. Eigenartigerweise sind es Handtücher oder vielleicht auch ein Regenmantel, was als Beispiel für amerikanische Produkte herhalten muß. Sicher, man könnte natürlich auch auf so hervorragende Ingenieurskunst wie den B–1–Bomber oder eine Stinger–Luftabwehrrakete verweisen - doch wer derlei Waren zu erwerben versucht, kommt leicht in Schwierigkeiten, nicht wahr, Herr Rafsandjani? Bleiben wir also bei den naheliegenderen Gebrauchsgütern, öffnen wir einfach eine Flasche Bier aus den bekannten Brauereien Milwaukees und genießen wir den unnachahmlich wäßrig–süßlichen Geschmack des Getränks. Solange der Protektionismus noch nicht um sich greift, kann man das Gebräu ja hinterher mit einem Glas mexikanischen oder kanadischen Biers hinunterspülen. Prost, bis zum nächsten Mal! Stefan Schaaf