Chemie–Arbeiter gegen Gifte

■ Gewerkschafter von Chemiebetrieben der vier Rheinanliegerstaaten trafen sich in Basel / Ruf nach schärferen Strafen und Steuererleichterungen

Aus Basel Thomas Scheuer

Die Einführung von betrieblichen Beauftragten für Störfälle und Umweltschutz in der Chemie–Industrie, verschärfte Strafbestimmungen bei Umweltdelikten gegen die für die Produktion Verantwortlichen sowie umfassende Informations– und Mitbestim mungsrechte für die Gewerkschafts– und Betriebsvertretungen bei Umweltschutzmaßnahmen - das sind die Kernpunkte eines umfangreichen Forderungskataloges, den Vertreter der Chemie– Gewerkschaften der vier Rheinanliegerstaaten BRD, Frankreich, Schweiz und Niederlande auf einer Tagung über Fragen des Umweltschutzes und der Arbeitsplatzsicherung am Donnerstag in Basel ausarbeiteten. Weitere regelmäßige Treffen sollen folgen. Die Chemie–Gewerkschaften fordern auch eine verstärkte Förderung der Erforschung und Entwicklung von alternativen Stoffen und Produktionsverfahren. Als „überlegenswert“ werden Steuernachlässe für Produktionsumstellung und bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Umweltschutzinvestitionen bezeichnet. Die Chemie–Gewerkschaften wollen ihren Katalog nun den Regierungen und Arbeitgebern vorlegen. Für den 26. Januar ist ein Gespräch mit der Brüsseler EG– Kommission vereinbart. Beweggrund der Gewerkschaftsforderungen ist die Sorge um Arbeitsplätze und Image der Branche. So fiel der Begriff Umweltschutz fast immer gekoppelt mit dem Wort Arbeitsplatzsicherung. Wolfgang Schultze vom Hauptvorstand der IG Chemie– Papier–Keramik wittert in mangelnder öffentlicher Akzeptanz seiner Branche durchaus eine langfristige Gefahr für die Arbeitsplätze in der Chemie–Industrie. Folglich, so Schultze, „ist es unsere Aufgabe, das Vertrauen wiederherzustellen“ und „die Chemie–Beschäftigten vom Vorwurf, die Giftmischer der Nation zu sein, zu befreien.“