THTR–Leitung: Strommast gekippt

■ Bekennerbrief–Motto: „Haut weg den Scheiß“ / Hochtemperaturreaktor schaltete sich am vergangenen Freitag erneut wegen Störfall ab, ging jedoch bereits am Samstag wieder ans Netz / Demo in Eiseskälte

Aus Bochum Corinna Kawaters

Aufgrund eines Anschlags kam in der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag ein Strommast der 380–Kilovolt–Hochspannungsleitung bei Ostbüren zu Fall. Die Hochspannungsleitung ist verbunden mit dem Thorium– Hochtemperatur–Reaktor (THTR ) in Hamm–Uentrop. Ein Bekennerbrief zu dem Anschlag unter der Überschrift „Haut weg den Scheiß“ ging inzwischen der taz zu (siehe nebenstehende Dokumentation). Mitarbeiter der THTR–Betreiberfirma Vereinigte Elektrizitätswerke (VEW) entdeckten den gekippten Strommasten, der laut VEW abgeknickt in den Leitungskabeln hing, erst am Freitag vormittag gegen 11.30 Uhr. Der Mast sei angesägt worden und offenbar der Versuch einer Sprengung unternommen worden, so die VEW. Bewohner der umliegenden Bauernhöfe wollen in den frühen Morgenstunden eine Detonation ge hört haben. Der Sachschaden beträgt laut VEW rund 200.000 Mark. Wie die VEW mittlerweile bestätigte, schaltete sich der Reaktor am Freitag nachmittag aufgrund einer Turbinenstörung selbsttätig ab. Am Samstag wurde er wieder ans Netz genommen. Zuvor habe man „umfangreiche physikalische Messungen“ vorgenommen, bekundeten die Betreiber. Ein Zusammenhang zwischen dem Anschlag auf den Strommasten und der neuerlich erfolgten Abschaltung wurde von der VEW energisch ausgeschlossen. Der THTR, der immer noch nicht im regulären Betrieb ist, hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt aufgrund von Störfällen abgeschaltet. Trotz der bitteren Kälte demonstrierten am Sonntag rund 1.000 AKW–Gegner vor dem THTR– Gelände. Dazu aufgerufen hatte die Ant–AKW–Landeskonferenz Nordrhein–Westfalen. Nebst Kundgebung gabs ein Musikpro gramm zur rhythmischen Begleitung der Erwärmungsgymnastik. Die Polizei war mit rund 3OO Beamten zugegen - ausgerüstet mit mehreren aufgefahrenen Wasserwerfern. Während der Großteil der Demonstranten den Kundgebungsrednern lauschte, gelang es mehreren Personen, ein Stück des Zauns um das THTR–Gelände einzureißen. Die Polizei schritt nicht ein.