Optimist Kohl

■ Kontinuität von Entspannungspolitik betont Zu Selbstkritik sieht der Kanzler keinen Anlaß

Berlin (dpa/taz) -Mögen alle die deutsche Außenpolitik widersprüchlich und das Verhältnis zum Osten beschädigt finden, Kohl sieht das nicht so. Auf seiner ersten internationalen Pressekonferenz in diesem Jahr betonte der Kanzler die Kontinuität der Ostpolitik auch nach der Wahl. Um besseres Verhältnis zur Sowjetunion und dem Ostblock sei die Bundesregierung bemüht. Das Angebot, „zukunftsgewandt zusammenzuarbeiten“, gelte nach wie vor. Ansonsten hofft Kohl auf konkrete Abrüstungsschritte ausgehend von der in Reykjavik erreichten Vereinbarung. Dies betreffe die Null–Lösung für Mittelstreckenwaffen mit längerer Reichweite in Europa. Nach seinem Goebbels–Vergleich im Newsweek–Interview befragt, meinte er, „Sprachlosigkeit“ gegenüber Moskau gebe es nicht. Über den Konzentrationslager–Vergleich wollte er nicht reden; allerdings bezeichnete er DDR–Bürger wieder als „Landsleute“. Seine sprachphilosophische Position: „Worte darf man in der Politik nie auf die Goldwaage legen - sonst schleppt man immer enorme Gewichte mit sich herum.“ Hier kann auf ein gestern veröffentlichtes Welt–Interview mit dem Bundespräsidenten von Weizsäcker verwiesen werden: Er meinte, es sei „nicht immer ganz leicht“, gegenüber der DDR „den richtigen Ton zu finden“. Er forderte Fortsetzung des innerdeutschen Dialogs und betonte hinsichtlich der DDR: „Wir haben ihnen weder Ratschläge zu erteilen, noch sie irgendwie zu bevormunden.“ KH