G A S T K O M M E N T A R Nürnberger Kläranlage

■ Das ungeklärte Verhältnis zur Gewalt

Der bayerische Innenminister hat die Bundeskonferenz der Bürgerinitiativen gegen Atomenergie verboten, weil die angekündigten Auftritte der Brigitte Heinrich und des Robert Jungk Äußerungen strafbaren Inhalts hätten erwarten lassen. Und wer nimmt unseren Lagerkohl vor seinem nächsten Interview in Schutzhaft? Wer schließt Sandoz und BASF, weil ihr Weiterwirken die Wiederholung strafbarer Handlungen erwarten läßt? Genug der Scherzchen. In Nürnberg, das ist wahr, wäre über Verbotenes gesprochen worden. Manche Redner hätten nicht auf „Gewaltfreiheit“ bestanden - welch pfäffische Vokabel übrigens, die einen Verzicht als Errungenschaft an den Mann (und die Frau? d. Autor) bringen soll; Gewaltlosigkeit wäre das Wort. Es hätte Gespräche, Debatten, Streit gegeben zwischen militanten Gegnern dieses Staates und parlamentarischen Kritikern unseres Staates. Diese hätten zwar, wie stets, irgendwie obsiegt, und doch wäre „das Verhältnis zur Gewalt“, auf dessen „Klärung“ d Der Bonner Bürgerblock will in den nächsten vier Jahren solche Klärung erzwingen. Er sucht Hilfswillige. Werden sie sich melden? Keiner verlangt von einem braven Abgeordneten der Grünen, daß er zum Beweis seriöser Atomgegnerschaft einen Strommast absägt. Wie wärs, wenn er zum Dank dafür von keinem verlangte, daß ers bleiben läßt? Hermann L. Gremliza