Bauskandal nach Berliner Modell

■ Sozialdemokratischer Baudirektor in Hamburg–Nord vom Dienst freigestellt / GAL enthüllt Bordellbeteiligung und Bestechlichkeit / Staatsanwaltschaft ermittelt / SPD will Sonderausschuß

Aus Hamburg Ute Scheub

Der 61jährige sozialdemokratische Vizechef des Bauamtes im Bezirk Hamburg–Nord, Günther Schlage, ist vom Leiter des Bezirksamtes vorläufig seiner Dienstgeschäfte enthoben worden. Er steht im Verdacht, Geld und andere Geschenke von Baufirmen entgegengenommen und ihnen Vorteile bei öffentlichen Bauvorhaben gewährt zu haben. Günther Schlage und sein ebenfalls verdächtigter Mitarbeiter Hans–Joachim Trzepanski (37) waren vor gut zwei Wochen schon einmal in die Schlagzeilen geraten. Damals wurde ruchbar, daß die beiden Herren sich mit 25.000 und 50.000 Mark Kommanditisteneinlage an der Firma „Stumm & Schrader“ beteiligt hatten, die in Lübeck und Hamburg unter dem Namen „Sudfass“ Sauna–Bordelle betreibt. In der Liste der Kommanditisten tauchen neben den beiden Baubeamten auch einige in der Hamburger Halbwelt nicht unbedeutende Namen auf. Den darüber hinausgehenden Vorwurf der Bestechlichkeit hatte die GAL–Fraktion aufgebracht: „Antes läßt grüßen“, formulierte sie. Zwei Informanten hätten ihnen unabhängig voneinander die seltsamen Vorgänge in der Bauabteilung geschildert, so die Abgeordnete Ulla Jelpke auf einer Pressekonferenz am Freitag. Baufirmen, die sich an illegalen Preisabsprachen nicht beteiligen wollten, sei gedroht worden, sie nie wieder auf eine Auftragsliste zu setzen. Teilweise hätten die gegen die Kartellgesetze verstoßenden Absprachen sogar in einem der „Sudfass“–Bordelle stattgefunden. Ulla Jelpke: „Offen ist, inwieweit die Bestechungsgelder in die Bordelle geflossen sind.“ Ihre Strafanzeige hat die GAL dem Justizsenator Curilla schon am Donnerstag überreicht. Der Staatsanwalt ermittelt und die SPD–Bezirksfraktion Nord will einen Sonderausschuß zur Klärung der Vorwürfe einsetzen.