Statt Stahlkochen: Hamburger made in Duisburg

■ McDonalds–Zulieferfirma baut in Duisburg größtes Imbiß– Produktzentrum Europas / Stadtväter machten der fast–food Industrie ihren Standort schmackhaft

Aus Bochum Corinna Kawaters

Food–Town–Duisburg soll sie heißen, die neue Produktionsstätte für Hamburger–Brötchen und Chicken McNuggets - die kleinen Geflügelhäppchen mit den drei verschiedenen Saucen. Deren Zutaten kommen nämlich nicht, wie landläufig vermutet wird, direkt aus den USA, sondern aus norddeutschen Mastbetrieben. Um den Erzeugern räumlich näher zu sein und die langen Transportwege zu effektivieren, wird die McDonalds–Zulieferfirma WLS (Warenhandel/Logistik/Service) in den nächsten zwei Jahren 90 Millionen DM im Duisburger Stadtteil Rheinhausen investieren. Mit der Brötchenbäckerei FSB (Fresh Start Bakeries), dem Geflügelbetrieb LO Fleischwaren GmbH und ihrem eigenen Großlager für McDonalds–Artikel will die WLS insgesamt 300 Arbeitsplätze stellen. Das heißt, daß alle diese Papp–Brötchen und alle Chicken McNuggets ab April 88 aus Duisburg kommen werden und in ganz Nord– und Westeuropa, in Sizilien und sogar in Istanbul gegessen werden sollen. Der feierlich begangene erste Spatenstich am letzten Wochenende führte denn auch zur größten Erleichterung der Duisburger Stadtväter: „Wir haben bis zur letzten Minute gearbeitet“, sagt Detlef Birnstiel, der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, über den „größten Ansiedlungser folg der letzten Jahre“. Bis zuletzt existierte kein rechtskräftiger Vertrag, sondern nur eine Absichtserklärung der WLS, sich auf dem seit längerem brachliegenden Gewerbegebiet anzusiedeln. Rheinhausen ist ein Duisburger Stadtteil, der von der Arbeitslosigkeit besonders betroffen ist. Hier hat die Firma Krupp, als größte Arbeitgeberin, in ihrem Rheinhausener Werk seit Jahren einen Arbeitsplatz nach dem anderen wegrationalisiert. Ob sich die ehemaligen Hüttenarbeiter aber in der Bäckerei, der Hähnchenbraterei oder im Speditionsbetrieb der WLS und zudem unter den bei McDonalds–Betrieben notorisch schlechten Arbeitsbedingungen einfügen werden, bleibt abzuwarten. Die Stadt jedenfalls ist der WLS weitestgehend entgegengekommen. Auf dem ehemaligen Zechengelände, das ursprünglich für Kleinbetriebe vorgesehen war, müssen Straßenführung und Infrastruktur den Bedürfnissen an Gas–, Wasser– und Energiezufuhr eines Großbetriebs angepaßt werden. Neun Millionen DM kostete die Erschließung des Geländes bislang. Die Stadt Duisburg übernahm davon 1,1 Millionen, der Rest wurde vom Land NRW getragen. Auch ein neuer Autobahnzubringer soll der WLS, die sämtliche 243 McDonalds–Restaurants im Bundesgebiet mit 600 Produkten von 250 Herstellern beliefert, den neuen Standort schmackhaft machen. So schmackhaft, wie die Revierbürger offensichtlich die fast food–Produkte finden. Denn nach Auskunft des McDonalds–Pressesprechers Heuser gibts im Revier überdurchschnittlich viele Filialen des Imbiß–Giganten. Mit einem Jahresumsatz von 697 Millionen DM für 86 und 600.000 Gästen pro Tag ist McDonalds führend in der fast food–Branche. Aufgrund der geringeren Kaufkraft im Ruhrgebiet wird hier in den zahlreichen Restaurants jedoch nur ein vergleichsweise durchschnittlicher Umsatz erzielt. Das heißt, die Imbiß–Gäste im Revier „bevorzugen den einfachen Hamburger beispielsweise gegenüber dem teureren Hamburger Royal TS“, interpretiert die McDonalds–Public–Relations– Stelle.