Prozeß gegen Bologna–Attentäter um vier Wochen verschoben

Rom (taz) - Eröffnet - und sofort um mindestens vier Wochen verschoben wurde am Montag der Prozeß um das opferreichste Attentat der italienischen Nachkriegsgeschichte. Bei dem Anschlag vom 2. August 1980 auf den Bahnhof von Bologna fanden 85 Personen den Tod. Sechseinhalb Jahre danach sind nun 20 dem neofaschistischen Umfeld zugerechnete Personen als Auftraggeber, Ausführende und Beschützer der Attentäter angeklagt. Ein Teil von ihnen ist flüchtig, darunter der Chef der kriminellen Geheimloge „Propaganda 2“, Licio Gelli. Weiterhin angeklagt sind Ideologen des Rechtsterrorismus wie der Professor Paolo Signorelli, der bereits lebenslänglich wegen anderer Attentate hat, und hohe Geheimdienstler wie der Ex–Vizechef des militärischen Nachrichtendienstes SISMI, Musumeci. Die Vertagung der Verhandlungen, die mit notwendigen Umbauten im „zuständigen“ Gerichtsaal aus napoleonischer Zeit begründet wird, kann böse Folgen haben: Bereits im Juni muß ein Teil der Angeklagten, im Dezember der Rest freigelassen werden, wenn kein Urteil vorliegt - dann nämlich läuft die Höchstzeit für die Dauer der Untersuchungshaft ab. Werner Raith