Iran setzt Großoffensive bei Basra fort

■ Teheran will eine Verschiebung der Islamischen Konferenz erzwingen / Irak verurteilt die US–Politik am Golf und macht Washington für vergangene Niederlagen verantwortlich / Der iranischen Regierung kommen Berichte über geplantes Eingreifen der US–Truppen entgegen

Aus Bahrain William Hart

Die iranischen Truppen haben auch am Dienstag ihre Großoffensive nahe der irakischen Hafenstadt Basra fortgesetzt. In der Nacht zum Montag meldete Teheran einen weiteren Angriff südöstlich der Stadt. Nach Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA gelang es den iranischen Verbänden dabei, eine drei Kilometer breite Bresche in die gegnerischgen Verteidigungslinien von Basra zu schlagen. Die iranischen Truppen, die im Gegensatz zu den Offensiven der vergangenen Monate nicht nur aus Kriegsfreiwilligen, sondern auch aus regulären Armeeverbänden bestehen, halten seit Beginn der Offensive vom 9. Januar mehrere Dutzend Quadratkilometer iraki schen Territoriums im Grenzbereich besetzt. Die irakischen Truppen haben zwar die Angriffe am sogenannten Fischsee gestoppt und die Invasionsverbände an diesem Frontabschnitt auch zurückgedrängt, aber die iranischen Verbände haben wenige Kilometer südlich bei neuen Angriffen seit Freitag vergangener Woche Geländegewinne erzielt, sind etwa vier Kilometer auf irakisches Territorium vorgedrungen und stehen derzeit etwa neun Kilometer südöstlich von Basra. Hauptziel der iranischen Verbände scheint zu sein, einen territorialen Korridor Richtung Basra zu besetzen, um permanenten militärischen Druck auf die zweitgrößte irakische Stadt ausüben zu können. Um gegnerische Ver bände an anderen Abschnitten der Front zu binden, haben die Iraner etwa 400 Kilometer nördlich von Basra, eine zweite Front eröffnet. Der Schwerpunkt der iranischen Offensive richtet sich jedoch eindeutig gegen Basra. Neben dem militärischen Ziel geht es Teheran nach wie vor darum, die Verschiebung der Islamischen Gipfelkon ferenz in Kuwait zu erzwingen. Berichte über ein geplantes Eingreifen von US–Truppen für den Fall eines erfolgreichen iranischen Vormarsches auf Basra dürften Teheran deshalb nicht nur aus innenpolitischen Gründen sehr entgegenkommen. Die Islamische Führung hatte schon seit Beginn des Krieges immer wieder die Behauptung aufgestellt, eigentlicher Gegner der Islamischen Republik seien die USA. Gerade vor dem Hintergrund der Enthüllungen über die israelisch– US–amerikanischen Waffenlieferungen an Iran, kommen Teheran deshalb solche und ähnliche Berichte sehr gelegen. Die Enthüllungen im Zusammenhang der Iran–Contra–Affäre hatten der Khomeini–Regierung schwere innenpolitische Probleme eingebracht und einen Riß im libysch–syrisch–iranischen Bündnis bewirkt. Gleichzeitig wird damit eine eindeutige Verurteilung der iranischen Angriffe gegen Irak auf der Islamischen Gipfelkonferenz abgeschwächt. Das US–Einwirken auf den Golfkrieg hat damit eine neue Stufe erreicht. Im Irak wird die amerikanische Politik dazu genutzt, die USA für Niederlagen in den vergangenen Jahren verantwortlich zu machen. So erklärte der stellvertretende irakische Ministerpräsident Taha Yassin Ramadan, der Verlust des Ölhafens Fao im Februar vergangenen Jahres sei auf Desinformationspolitik der USA zurückzuführen. Amerika habe seine Glaubwürdigkeit bei allen Freunden der Region verloren. Die iranischen Erfolge bei Basra in den letzten Tagen, haben das militärische Gleichgewicht im Golfkrieg erschüttert. Damit dürfte in Teheran die Fraktion begünstigt werden, die den Krieg fortsetzen will. Denn ein Scheitern der Basra–Offensive hätte in der iranischen Innenpolitik die Kriegsgegner entscheidend stärken können.