Emanzipationsversuch

■ Eine neue Contadora–Initiative für Mittelamerika

Neun Monate nach dem Scheitern ihrer Friedenskonferenz in Panama setzen die Contadora–Staaten zu einem neuen Anlauf an. Begleitet von den Generalsekretären der UNO und der OAS machen sich acht Außenminister Lateinamerikas zu einer Reise durch fünf Länder Zentralamerikas auf. Seit vier Jahren bemühen sich die Contadora–Staaten, Zentralamerika einen Frieden zu vermitteln, und jedesmal sind sie an Reagan gescheitert. Denn immer wenn Nicaragua einen Vermittlungsvorschlag der Contadora zu unterzeichnen drohte, setzte die US–Regierung ihre getreuesten Vasallen in Zentralamerika unter Druck, die Unterschrift zu verweigern oder im letzten Moment Konditionen einzubringen, die Nicaragua nicht akzeptieren konnte. Daß die USA nun noch zwei Kriegsschiffe ganz offiziell zu einer „Friedensmission“ in honduranische Gewässer geschickt haben, bringt ihre Strategie auf den exakten, „neusprachlichen“, Begriff. Die Bedeutung der neuen Contadora–Initiative liegt nicht so sehr in ihrer unmittelbaren Zielsetzung, sondern in der angestrebten Emanzipation der lateinamerikanischen Diplomatie von den Parametern der US–Politik. Vor drei Monaten hatte der Vorreiter dieser Bemühungen, der peruanische Präsident Alan Garcia, einen Zusammenschluß der lateinamerikanischen Länder ohne die USA, eine OAS ohne den Großen Bruder, gefordert; im Dezember haben acht lateinamerikanische Außenminister die Contra–Hilfe der USA verurteilt. Doch bislang ist schon die diplomatische Emanzipation Lateinamerikas immer an den USA gescheitert. Deren politische Macht im Subkontinent kommt notfalls aus den Gewehrläufen, auch denen der Contra. Thomas Schmid