Smog: Deutschland atmet schwer

■ Es stinkt „garstig“ von Bayern bis Niedersachsen / Amtliche Umweltschützer rufen in vielen Städten den Voralarm aus / Krisenstab in Kassel / Bayern appelliert an Herz– und Kreislaufkranke, nicht aus dem Haus zu gehen / Säuglinge und Kinder sollen nicht ins Freie

Berlin (taz/dpa) - Deutschland unter der Dunstglocke: Nach der bitteren Kältewelle drückt die Inversionswetterlage jetzt den gesammelten Dreck von Industrie, Verkehr und Haushalten in die tieferen Luftschichten. Weite Teile Hessens und Bayerns lagen bereits gestern unter einer Smogwolke, Voralarm wurde in den meisten Städten ausgelöst. Die Vorausschau der Metereologen läßt für die nächsten Tage Böses ahnen. In Hessen waren vom Voralarm alle großen Städte außer Wiesba den und Fulda betroffen. In den niedersächsischen Harzorten Oker und Harlingerode dauerte die Vorwarnstufe an. In Mannheim und Karlsruhe stiegen die Werte bis knapp unter die Marke von 0,6 Milligramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter Luft, bei der die Vorwarnstufe ausgelöst wird. In Kassel tagte am Montag der Krisenstab. In Bayern besteht Smog–Vorwarnung für Stadt und Landkreis Hof, das Gebiet Aschaffenburg, den mittelfränkischen Großraum Nürnberg–Fürth–Erlangen– Schwabach und den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Überall wurden vor allem Bürger mit Herz– und Kreislauferkrankungen und Erkrankungen der Atemwege aufgefordert, nicht ins Freie zu gehen und die Fenster geschlossen zu halten. In Bayreuth sollten die Eltern auch Säuglinge und Kleinkinder nicht ins Freie lassen. Im stark industrialisierten Gebiet Nürnberg–Fürth, wo die Vorwarnung schon seit Donnerstag besteht, klagten viele Menschen über Schlappheit und Reizungen im Hals. Ein Sprecher der Polizeidirektion Hof beschrieb die Lage drastisch: „Es stinkt garstig, Du denkst, Du stehst neben einem Kamin.“ Auch jenseits der Grenze, im Elsaß im Raum Straßburg wurde erneut Smog–Alarm gegeben, nachdem der Schwefeldioxidgehalt der Luft bis zu 600 Mikrogramm je Kubikmeter erreichte. Die europäische Höchstgrenze liegt bei 400 Mikrogramm.