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Dioxin–Gefahr nach Firmenbrand

■ Bei Feuer in Mannheimer Abfallverwertungsfirma sind möglicherweise Dioxine und Furane entwichen / Skandalöse Lagerung der Abfallberge trotz Warnung

Aus Heidelberg Rolf Gramm

Bei einem Brand in der Mannheimer Abfallverwertungsfirma NE– Metall sind gestern mit großer Wahrscheinlichkeit Dioxine und Furane freigesetzt worden. Zwei benachbarte Betriebe stellten am Nachmittag kurzfristig die Produktion ein. Die Firma NE–Metall verwertet Abfälle der Elektronikindustrie und will daraus durch Verschwelung Kupfer wiedergewinnen. Bereits am 13. Dezember hatte die Firma nach heftigen Angriffen von Umweltschützern ihre Anlagen vorläufig stillgelegt, nachdem Dioxin–Messungen der Abluft Werte von über 500 ppb (parts per billion) ergeben hatten. Der Brand war in der Nacht zum Mittwoch gegen 2 Uhr auf dem offenen Teil des Firmengeländes ausgebrochen. Dort lagerten nach Polizeiangaben 5–6.000 Tonnen von zur Weiterverarbeitung bestimmten Leiterplatten–Abfällen. Das Mannheimer Ordnungsamt hat Luft–, Boden– und Wasser proben entnommen. Während die Polizei gestern nachmittag davon ausging, daß keine „umweltgefährdenden Stoffe in nennenswertem Umfang“ an die Umwelt abgegeben wurden, ist für den Mannheimer Chemie–Professor und Stadtrat der Grünen, Jürgen Rochlitz klar, daß Dioxine und Furane entstanden sein müssen. Fortsetzung Seite 2 Durch so viel Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du, doch alles blieb erlitten durch die ewige Frage: wozu? Das ist eine Kinderfrage. Dir wurde erst spät bewußt, es gibt nur eines: ertrage - ob Sinn, ob Sucht, ob Sage - dein fernbestimmtes: Du mußt. Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere, was alles erblühte, verblich, es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich Gottfried Benn (1953) Sogar der Verband der chemischen Industrie (VCI), so Rochlitz gegenüber der taz, gehe davon aus, daß bei Stoffen, die wie diese Leiterplattenreste Flammschutzmittel enthalten, bei Schwelbränden diese Gifte entstehen. Unabhängig vom Ausmaß der eingetretenen Umweltverseuchung sei schon skandalös, daß trotz mehrfacher Warnungen der Abfallberg auf dem Gelände der Firma statt auf einer gesicherten Deponie gelagert wurde. Seit Wochen gab es in Mannheim Auseinandersetzungen um die Produktion bei der Firma NE–Metall. Umweltschützer und Anwohner forderten die sofortige Stillegung des Betriebs, nachdem Untersuchungen der Abluft der Pyrolyse–Anlage durch den Tübinger Dioxin–Experten Prof. Hagenmaier ergaben, daß fast alle bekannten Chlor– und Bromdioxine ausgestoßen werden. Die Grünen stellten im Dezember Strafanzeige wegen schwerer Umweltgefährdung gegen Betreiber und Genehmigungsbehörde. Erst am Dienstag dieser Woche hatten die Grünen nach Bekanntgabe neuer Messergebnisse gefordert, daß die Anlage nicht ohne Genehmigungsverfahren wieder in Betrieb genommen werden dürfe.

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