Hohe FAO–Grenzwerte

■ „Großzügige“ Empfehlungen für radioaktive Lebensmittel

Berlin (taz) - Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen, die FAO, hat am Donnerstag ihre Empfehlungen für die Grenzwerte radioaktiv verseuchter Lebensmittel vorgelegt. Danach würde sich der derzeit in der EG zulässige Höchstwert für die Ein– und Ausfuhr von Lebensmitteln von derzeit 600 Bequerel Cäsium (Gesamtaktivität) auf 850 bq erhöhen. Die FAO–Werte sehen im einzelnen vor: Jod 131 = 400 bq/kg, Cäsium 134 =350 bq/kg, Cäsium 137 = 500 bq/kg, Strontium 90 = 70 bq/kg, Plutonium 239 = 10 bq/kg. Die Grenzwerte seien so angesetzt, daß sie angeblich auch die empfindlichsten Verbrauchergruppen wie z.B. Säuglinge schützen würden, erklärt die FAO. Von den bisher geltenden strengeren Bestimmungen für Säuglingsnahrung und Milchprodukte (370 bq Gesamtcäsium) hält die FAO offenbar nichts. Allen Lebensmitteln und auch allen Risikogruppen werden dieselben Belastungen zugemutet: Der Verzehr von Nahrungsmitteln bis zu den festgelegten Grenzwerten bedeute keine zusätzliche Gesundheitsgefährdung. Dieser Ansicht hat das Heidelberger Institut für Energie– und Umweltforschung in einer ersten Stellungnahme widersprochen. Das Minimierungsgebot im Strahlenschutz werde bei solchen Empfehlungen mit Füßen getreten. Nach einer IFEU– Hochrechnung erhielte ein Erwachsener, der sich mit belasteten Lebensmitteln laut FAO– Grenzwert ernähren würde, eine Jahresdosis von 1.000 mrem, das ist mehr als das 30fache des für AKW–Anwohner zulässigen Höchstwertes. Innerhalb der EG wollen vor allem Frankreich und Griechenland die Grenzwerte für verseuchte Lebensmittel seit langem großzügiger handhaben, weshalb die FAO–Empfehlungen gute Chancen haben, übernommen zu werden. -man