Wieder zwei Entführungen in Beirut

■ Auch bei den gestern Entführten soll es sich um Westdeutsche handeln / Kontaktsperre in Bonn bleibt aufrechterhalten / Botschafter in Beirut bei „Hizballah“–Führer / Bonner Emissär auch in Damaskus?

Berlin (afp/taz) - Zwei weitere Westdeutsche sind nach Angaben libanesischer Sicherheitsbehörden am Freitag morgen im Westteil der libanesischen Hauptstadt Beirut entführt worden. Bis Redaktionsschluß bestätigten weder die Deutsche Botschaft im Libanon noch das Bonner Auswärtige Amt die Meldung. Augenzeugen und Angehörige der drusischen Milizen, die den betreffenden Teil Westbeiruts kontrollieren, hatten berichtet, bewaffnete Milizionäre hätten zwei der Kleidung nach als Europäer identifizierbare Männer in ein Auto gezerrt und seien mit ihnen davongefahren. Regierungssprecher Ost teilte am Freitag nachmittag mit, der Bundesregierung lägen keine Erkenntnisse zu den letzten Entführungsmeldungen aus Libanon vor. Unter Leitung von Kanzleramtsminister Schäuble tagte der Krisenstab der Bundesregierung mehrere Stunden, ohne daß Einzelheiten über das Schicksal der beiden entführten Westdeutschen Rudolf Cordes und Alfred Schmidt bekannt wurden. Regierungssprecher Ost bestritt Berichte, wonach die Bundesregierung ein Lebenszeichen von Cordes erhalten habe. Ein bereits am Montag von einem Mittelsmann überbrachtes Schreiben der Entführer sei inzwischen beantwortet worden. Ost betonte, die Bundes regierung bleibe bei ihrer Nachrichtensperre. Otto Schily von den Grünen sagte, er habe Verständnis für die Nachrichtensperre, wollte jedoch, daß die Grünen wie alle anderen Parteien von Kanzler Kohl über die Ereignisse informiert würden. Unter Berufung auf „zuverlässige Quellen“ berichtete die Nachrichtenagentur afp, ein Emissär der Bonner Regierung sei in der syrischen Hauptstadt Damaskus mit den Entführern der westdeutschen Geiseln zusammengetroffen. Dabei soll um das Schicksal des 22jährigen libanesischen Schiiten Hamadeh gehen, der am 13. Januar in Frankfurt mit neun Kilo Sprengstoff verhaftet wurde, und dessen Auslieferung von den USA beantragt wurde. Der Bonner Botschafter im Libanon, Antonius Eitel, begab sich gestern zum spirituellen Führer der schiitischen Organisation „Hizballah“ in den südlichen Vororten Beiruts. Sheikh Hussein Fadlallah versicherte dem deutschen Botschafter, er habe sich sofort nach dem Bekanntwerden der Entführungen um das Schicksal der beiden Deutschen bemüht. Sieben weitere Bundesbürger seien bereits im Laufe des Donnerstags aus Westbeirut in den von der christlichen Phalangemiliz kontrollierten Ostteil der Stadt gegangen. Einge reisten bereits nach Zypern weiter. pe