Neue Fahndungswege im Palme–Mordfall

■ Staatsanwalt will mehr Kompetenzen / Polizeichef kritisiert „Kurdische Spur“ nicht erhärtet / EAP–Mitglied in Verdacht

Stockholm (ap/afp/taz) - Nach dem jüngsten Fahndungsfiasko im Zusammenhang mit dem Mord am ehemaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme hat nun der zuständige Staatsanwalt Claes Zeime mehr Kompetenzen für seine Ermittlungen gefordert. Er wolle anderen Verdachtsmomenten nachgehen, hieß es in schwedischen Zeitungsberichten. Bislang hatte sich die Fahndung nach den Mördern von Palme auf die „Kurdische Arbeiter–Partei“ (PKK) konzentriert. Zuletzt hatte die Polizei bei Razzien zwanzig Personen festgenommen, darunter zwölf Kurden. Inhaftiert blieben jedoch nur drei Kurden, die verdächtigt werden, 1985 an der Ermordung eines abgesprungenen Mitglieds der PKK beteiligt gewesen zu sein. Auf der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag wurde Polizeichef Hans Holmer von Staatsanwalt Zeime öffentlich desavouiert, der erklärte, er glaube nicht an die von Holmer hartnäckig verfolgte PKK–Fährte. Die PKK ist unter Palme 1984 zur „terroristischen Vereinigung“ erklärt worden. Da ihnen in der Türkei die Todesstrafe droht, werden PKK–Mitglieder aber nicht aus Schweden ausgewiesen. Obwohl es vor Jahren Drohungen von Seiten der PKK gegenüber Palme gegeben haben soll, hat sich die Organisation von dem Mord distanziert. So hatte der PKK– Sprecher und Rechtsanwalt Hüseyin Yildirim, der ebenfalls am Dienstag festgenommen worden war, die Beteiligung seiner Gruppe an dem Attentat kategorisch verneint. Die Fahndung wird sich wohl in der nächsten Zeit auf andere Spuren konzentrieren, zum Beispiel war im Rahmen der Ermittlungen auch ein ehemaliges Mitglied der rechtsextremen „Europäischen Arbeiter–Partei“ (EAP) in Verdacht geraten. Es ist nicht auszuschließen, daß dem auf die kurdische Spur fixierten Fahndungschef Holmernächstens die Fahndungsleitung entzogen wird. -ant–