: I N T E R V I E W Die Solidarität stärken
■ Der Generalsekretär der ICO, Sharifuddin PirSadeh, zu den Aufgaben und Zielen seiner Organisation / „Der Islam ist eine Religion des Friedens“
taz: Was verbirgt sich hinter dem Namen Islamische Konferenz–Organisation ICO? PirSadeh: Die Organisation der Islamischen Konferenz ist der Dachverband der Regierungen von 46 islamischen Ländern. Sie repräsentiert eine Milliarde Moslems. Die ICO wurde 1969 etabliert, als die heiligen Stätten der Al–Aksa–Moschee in Jerusalem von zionistischen Brandstiftern angegriffen worden waren. Die Charta der Konferenz stellt darauf ab, die spirituellen, ethischen, sozialen und ökonomischen Werte des Islam zu erhalten und zu fördern. Sie orientiert sich an der Charta der Vereinten Nationen und der Internationalen Menschenrechte. Die Ziele der Organisation sind unter anderem: Islamische Solidarität, Festigung der Zusammenarbeit unter den islamischen Staaten auf den Gebieten der Wirtschaft, Sozialpolitik, Kultur, Wissenschaft und anderen wesentlichen Bereichen. Des weiteren gehört zu den Aufgaben der Konferenz die Koordination gemeinsamer Anstrengungen islamischer Staaten zur Befreiung der heiligen islamischen Stätten sowie die stete Bemühung zur Erhaltung des internationalen Friedens. Welche Chance sehen Sie für Ihre Organisation, dazu beizutragen, den Krieg zwischen den beiden islamischen Staaten Iran und Irak zu beenden? Die Internationale Islamische Konferenz hat ihr Äußerstes getan, um zu einer ehrenhaften Friedensregelung zwischen den beiden Ländern zu gelangen.Ein Islamisches Friedenskomitee wurde eingerichtet, das neun Mitglieder hat: Die acht Staatsoberhäupter von Malaysia, Bangladesh, Pakistan, Türkei, Gambia, Guinea, Senegal und die PLO. Das neunte Mitglied ist der Generalsekretär. Nach einer Sitzung des Friedeskomitees in Djidda im November 1986, wo Friedensvorschläge erarbeitet wurden, wird die Konferenz der Staatsoberhäupter am 26. Januar in Kuweit diese Vorschläge für eine Beilegung des Golfkrieges verabschieden. Spätestens seit der islamischen Revolution im Iran 1979 gibt es viele Menschen im Westen, die Angst vor einer angeblich aggressiven Politik des Islam haben. Ist der Islam eine Bedrohung? Mag sein, daß es hier und da einige Mißverständnisse gibt. Aber der Islam ist eine Religion des Friedens. Die Tatsache, daß wir so herzliche Beziehungen zu vielen Staaten unterhalten, ist ein deutlicher Beweis dafür. Es gibt natürlich Ablehnung und verhärtete Positionen, z.B. was das zionistische Konstrukt Israel angeht. Mehr und mehr Länder, insbesondere im Westen, sehen allerdings die große Bedeutung, die in der Vertiefung und Verbesserung ihrer Beziehungen zu den islamischen Ländern liegt. Können Sie sich eine Lösung des Palästina–Problems vorstellen? Moslems, Christen und Juden können überall zusammenleben, auch in der heiligen Stadt Jerusalem. Offenbar ist es Israel, das dies durch die illegale Besetzung Jerusalems und generell durch seine Politik verhindert. Das Gespräch führte Jacques Naoum
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen