TÜV: Personal von Atomreaktoren im Ernstfall extrem gefährdet

■ Gutachten aus dem Jahr 1983 wurde von der Bundesregierung unter Verschluß gehalten / Kontrollräume nicht strahlensicher / Gewerkschaften fordern vergeblich Einblick

Berlin (taz) - Nur drei Stunden lang können bei einer Kernschmelze in einem deutschen Atomreaktor die Kontrollräume besetzt bleiben. Dann hat die radioaktive Verstrahlung die Höhe einer tödlichen Dosis erreicht. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des TÜV Rheinland, die der Bundesregierung schon seit 1983 vorliegt. Radio Bremen berichtete am Freitag, daß die Bundesregierung den Gewerkschaften die Herausgabe der Studie verweigert hat. In der unter Verschluß gehalte nen Studie weisen die Verfasser darauf hin, daß die Leitlinien der Reaktorsicherheitskommission für den Bau von Atomreaktoren dagegen fordern, daß die Räume für das Wartungspersonal so gebaut sein müssen, daß sich das Personal dort im Bedarfsfall aufhalten kann. Offenbar ist, so berichtete Radio Bremen, über diese fehlende Sicherheitseinrichtung auch in dem Bund–Länder–Ausschuß für Atomenergie beraten worden. Dabei soll das Land Baden–Württemberg für entsprechende Nachrüstungsmaßnahmen plädiert haben, was von den übrigen Teilnehmern der Runde aber abgelehnt worden sei. Auch die Expertengruppe der internationalen Atomenergie– Kommission, die vor kurzem die Sicherheitseinrichtungen des Reaktors Biblis–A begutachtet hat, habe auf die Gefahr für das Bedienungspersonal des Reaktors hingewiesen. Gemutmaßt wird, daß die Studie unter Verschluß gehalten wird, weil eine Nachrüstung aus technischen Gründen nicht machbar sei. Ger