Islamischer Gipfel in Kuwait eröffnet

■ Kuwait lehnt Austausch inhaftierter Attentäter ab / Neue Attentatsdrohungen am Eröffnungstag des 5. Gipfeltreffens der Islamischen Konferenz–Organisation / Erstmals wieder Teilnahme Ägyptens / Libyen boykottiert das Treffen / Golfkrieg im Mittelpunkt der Diskussion

Berlin/Kuwait (taz/afp) - Kuwait wird jeden Antrag ablehnen, 17 inhaftierte Attentäter im Austausch gegen westliche Geiseln im Libanon freizulassen. Das erklärte der Außenminister des Golfstaates, Scheikh Al Jaber, am gestrigen Montag auf einer Pressekonferenz vor der Eröffnung des 5. Gipfeltreffens der Islamischen Konferenz–Organisation (ICO). Eine entsprechende Forderung war wiederholt von libanesischen Gruppen gestellt worden. Auch in anderer Hinsicht legte die kuwaitische Regierung Härte an den Tag: Ungeachtet iranischer Versuche, den Tagungsort wegen der Unterstützung des Golfstaates für den Kriegsgegner Irak in ein anderes Land zu verlegen und mehrerer Anschläge in der letzten Woche, wird der ICO–Gipfel wie geplant durchgeführt. Neben Iran will auch Libyen der 46 Mitgliedsstaaten umfassenden ICO–Konferenz fernbleiben, die 850 Millionen Moslems auf aller Welt repräsentiert. Libyen protestiert damit gegen die Teilnahme Ägyptens, das damit nach acht Jahren der Isolation wegen seines Friedensvertrags mit Israel erneut zu einer wichtigen Positon in der arabischen Welt aufrückt. Das dürfte auch Syrien veranlaßt haben, trotz seines Bündnisses mit dem Iran in Kuwait präsent zu sein und das politische Terrain nicht Äygptens Staatschef Mubarak zu überlassen. Die versöhnliche Stimmung gegenüber Ägypten dürfte auch mit der jüngsten Entwicklung im Golfkrieg zusammenhängen. In den vergangenen Monaten war es zu Gesprächen zwischen Ägypten, Saudi–Arabien, Kuwait und den Emiraten über die Frage eines ägyptischen Eingreifens in den iranisch–irakischen Krieg gekommen, sollte die Teheraner Führung auch die Golfanrainerstaaten bedrohen. Der Golfkrieg steht daher auch im Zentrum der Gespräche in Kuwait. Weitere Themen auf der 59 Punkte umfassenden Tagesordnung sind der „Lagerkrieg“ zwischen den Palästinensern und der schiitischen Amal–Bewegung im Libanon, Afghanistan, wirtschaftliche Fragen und die angebliche Atomrüstung Israels. Wie der kuwaitische Außenminister mitteilte, hat Moskau dem Emir des Ölstaates seine besten Wünsche für den Ablauf des Gipfels übermittelt. Nach Angaben aus Konferenzkreisen hat die sowjetische Führung in der Bots Status in der ICO verleihen. Kuwait war der erste Golfstaat, der diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufgenommen hat. bs