Die bescheidene Rita

■ Nun soll es doch kein Frauenministerium geben

Eine Schmierenkomödie geht zu Ende. Aufgeführt wurde das Stück „Frauenministerium“. Hauptdarstellerin Rita Süssmuth hatte vorgespielt, daß sie nicht nur den schicken Titel „Frauenministerium“ tragen, sondern auch ein entsprechend kompetentes Ministerium will. Immer wieder wurde sie von größeren Herren vertröstet. Nach der Wahl überraschte sie das aufmerksame Publikum mit der Erklärung, ein eigenständiges Frauenministerium wolle sie „absolut nicht“. Wären von einem Frauenministerium unter Rita Süssmuth auch kaum progressive Entscheidungen zu erwarten gewesen, so hätte die Institution Ministerium Frauenfragen politisiert. Ein Ressort „Frauen“ - das ist das Zugeständnis, daß dieser Bereich als eigenständiges Politikfeld ernstgenommen wird. Aber das paßt nicht ins konservative Weltbild: Frau(enpolitik) soll weierhin nur ein Teil der Familie(npolitik) sein. „Ghettoisiert“ - wie Süssmuth behauptet - werden Frauenfragen in solch einem Ministerium nur, wenn es keine Kompetenzen hat. Genau das mußte Süssmuth aber befürchten: daß ihr zumindest das Ressort Gesundheit genommen und nur ein harmloses kleines Frauenministerium dafür gegeben wird. Rita Süssmuth weiß, daß sie nicht zuviel verlangen darf. Als loyale Parteifrau will sie niemanden damit in Verlegenheit bringen, daß sie alles will - ihr altes Ressort und das Frauenministerium. Unter taktisch–strategischen Aspekten ist dieses Verhalten fatal: ohne Druck bekommt sie niemals weitgehende Kompetenzen. Ihre Kollegen Minister haben bereits 1986 deutlich zum Ausdruck gebracht, daß sie nicht bereit sind, auch nur ein Quentchen ihrer Macht abzugeben. Daran wird sich auch 1987 nichts ändern. Gunhild Schöller