I N T E R V I E W Kriminalrat wg. Bonner Parteispenden– Affaire zurückgetreten

■ Der 45jährige Konstanzer Kriminaloberrat Rainer Magulski hat zum 31. August seine Entlassung beantragt und begründet dies mit der Änderung des Abgeordnetengesetzes und der Geschäftsordnung des Bundestages vom 10. Dezember 1986

taz: Herr Magulski, Sie sind Chef der Kriminalpolizei im Landkreis Konstanz und haben jetzt Ihre Entlassung beantragt. Warum wollen Sie nicht mehr Polizeibeamter sein? Magulski: Nach der Parteispendenaffaire sehe ich mich außerstande, die gesetzgeberischen Entscheidungen des Bundestags gegenüber meinen Mitarbeitern auch künftig mit der gebotenen Loyalität zu vertreten. Und ich habe meine Zweifel, ob diese Entscheidungen auch verfassungskonform zustande gekommen sind. Ich kann und will nicht mehr länger Ausführungsorgan eines Gesetzgebers sein, der mit der Parteispendenaffaire mein Vertrauen verloren hat. Da bleibt mir nur die Berufsaufgabe. Die unappetitliche Spendenpraxis der Parteien ist schon seit Jahren im Gerede. Woher kommt gerade jetzt der Überdruß? Das ist nicht erst jetzt. Ich habe von Anfang an Protestmaßnahmen ergriffen und zwar massive. Was haben Sie gemacht? Ich habe mich dazu erklärt, ich habe ein Buch dazu geschrieben, ich habe Petitionen eingereicht und als Einzelkämpfer alles versucht, was möglich ist, um wirksame politische Konsequenzen zu erreichen. Aber das Gegenteil ist passiert. Die Bilanz ist negativ. Die haben jetzt ganz offensichtlich einen Schlußstrich unter die Parteispendenaffaire gezogen, der so ausssieht, daß die Regelung für das Fließen verdeckter Spenden jetzt noch günstiger ist als bisher. Wenn Ihr Beispiel Schule macht, stirbt der deutsche Beamte aus. Das ist ganz sicher nicht zu befürchten. Wie sieht jetzt Ihre Zukunft als arbeitsloser Ex–Kripo–Chef aus? Das weiß ich noch nicht. Ich habe meine Funktion noch bis zum Sommer wahrzunehmen, und dann bin ich mein eigener freier Herr und kann entscheiden, was ich tun möchte. Ich kann natürlich auch auf die Nase fallen. .. oder glücklich werden ... Das Gespräch führte Manfred Kriener