Katholische Kirche geißelt Kondom–Empfehlung gegen AIDS

■ Katholische Bischöfe kritisieren AIDS–Kampagne von Bundesministerin Süssmuth

Berlin (taz) - „Wir müssen bei der AIDS–Prävention Verhaltensweisen der Menschen berücksichtigen, wie sie tatsächlich sind“, konterte Bundesfamilienministerin Süssmuth den Angriff der Deutschen Bischofskonferenz auf die Anzeigenkampagne des Ministeriums mit der Empfehlung, bei Geschlechtsverkehr mit häufig wechselndem Partner Kondome zu benutzen. „Lebensstile“, so die Ministerin, seien nicht so leicht veränderbar. Die geistlichen Würdenträger haben dagegen nun betont: „Der Geschlechtsverkehr mit Fremden oder wechselnden Partnern ist menschenunwürdig“, so die Lehr– und Hirtenmeinung. Die 22köpfige Herrenrunde unter Josef Kardinal Höffner mahnt: „Im sexuellen Bereich darf der Mensch nicht alles tun, wonach ihn der Trieb drängt.“ Sie fordern „Zucht und Maß, damit nicht der Trieb den Menschen, sondern der Mensch den Trieb beherrscht.“ Das hat schon Freud theoretisch ausprobiert und ist gescheitert - d.S. Einem Boom der Gummiindustrie wollen die preisgünstigen AIDS–Stopper „eheliche Treue und sexuelle Enthaltsamkeit“ entgegengehalten. Gerade hatte sich der katholische Caritasverband in einer Presseerklärung zur AIDS–Beratung in seinen psychosozialen Betreuungsstellen für Schutzmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr ausgesprochen. Das will man in der Freiburger Zentrale jetzt nur noch als „Allerweltsmeinung“ verstanden wissen. „Wir können keine Werbung für Kondome machen“, so der Caritassprecher, „wir können nicht propagieren, was der Kirche diametral entgegensteht.“ Unerwartete Zustimmung zu ihrer Aussage, daß Kondome die Gefahr nicht bannen können, bekommen die guten Hirten auch von ärztlicher Seite. „Natürlich kann da noch etwas passieren, wenn nach Benutzung des Kondoms das Liebesspiel nicht sofort abgebrochen wird, sondern weiter Zärtlichkeiten ausgetauscht werden“, so ein mit dem Studium der Übertragungsmöglichkeiten befaßter Berliner Facharzt für Haut– und Geschlechtskrankheiten. k.k.