Schade! Kein Handelskrieg

■ Zum Kompromiß zwischen EG–Kommission und den USA

Der drohende Handelskrieg findet also nicht statt - wenn nicht die EG– Südstaaten in letzter Sekunde einen Strich durch das Abkommen machen, das sie benachteiligt. Die EG hat klein beigegeben. Ihr blieb nichts anderes übrig im Jahre der anstehenden GATT–Welthandelskonferenz, bei der der Agrarprotektionismus der EG als Hauptangeklagter auf der Bank sitzen wird. Die GATT–Regeln besagen eindeutig, daß ein Land nicht einfach einem Handelspartner gegenüber die Zölle anheben darf, ohne einen Ausgleich zu schaffen. Genau dies geschah aber in Spanien und Portugal. Ob sie der EG beigetreten sind oder nicht, ist dabei gleichgültig. Trotzdem: Der formal korrekte Anspruch der USA und die berechtigte Kritik an der EG–Agrarpolitik ist das eine; die Frage, ob ein begrenzter Handelskrieg mit den USA nicht auch seine positiven Seiten gehabt hätte, das andere. Gewiß: Erinnerungen an die Rolle des Protektionismus in der Weltwirtschaftskrise werden wach. Aber gerade diese Epoche ist ein Beispiel dafür, welche Gefahren in einer Weltwirtschaft lauern, die immer stärker verzahnt ist - heute noch ungleich stärker als vor 60 Jahren. Die Abhängigkeit von der dominanten US–Wirtschaft mit ihrer wild ausschlagenden Währung birgt eine Explosivkraft in sich, die diejenige des Protektionismus in den Schatten stellt. Ein begrenzter Handelskrieg hätte dabei ein kleiner Schritt zum Abbau dieser Abhängigkeit sein können. Wenn wir zügig die ökologische Kreislaufwirtschaft anpeilen wollen, müssen wir dann die größeren Schritte einleiten. Ulli Kulke