Kidnapper fordern Freilassung von Gefangenen

■ „Islamischer Heiliger Krieg“ in Beirut droht mit der Ermordung der vier Dozenten einer US–Hochschule / Israelische Experten schließen Aktion gegen Libanon nicht aus / US–Außenminister Shultz für militärisches Eingreifen, „wenn ein genau definiertes Ziel“ bekannt ist

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die Entführer von vier Dozenten einer amerikanischen Hochschule in Westbeirut haben ein Ultimatum an die USA und Israel gestellt. Für den Fall, daß 400 von Israel internierte Gefangene nicht binnen einer Woche freikommen, droht der „Islamische Heilige Krieg für die Befreiung Palästinas“ die Ermordung der vier Geiseln an. Das Kommunique wurde zusammen mit dem Foto einer Geisel einer Beiruter Nachrichtenagentur zugespielt. Am Wochenende wurde aus dem Mittelmeerraum Verstärkung der US–Kriegsmarine gemeldet. US–Außenminister Shultz äußerte, die USA müßten dann zu militärischen Mitteln greifen, wenn sie „ein genau definiertes Ziel“ hätten. In Jerusalem traf am Sonntag das sogenannte „Premier–Minister–Forum“ (Shamir, Peres und Rabin) zusammen, um die Forderungen zu beraten. Dort geht man davon aus, daß mit den 400 Gefangenen libanesische Schiiten und Palästinenser gemeint sind, die im südlibanesischen Khiyam, einem Dorf in Israels „Sicherheitszone“, festgehalten werden. Israelische Experten gehen davon aus, daß es sich bei den Kidnappern um einen militärischen Flügel der Iran–orientierten Schiitenpartei Hizballah handelt, der unter dem Sammelbegriff „Islamischer Heiliger Krieg“ in der letzten Zeit besonders in der „Sicherheitszone“ im Südlibanon seine Operationen intensiviert hat. Die Geiselnehmer fordern, daß das Internationale Komitee des Roten Kreuzes die 400 Gefangenen nach Damaskus fliegt. Dr. Jossi Olmert von der Universität Tel Aviv schließt eine militärische Operation im Libanon nicht aus, denn „Anarchie und Chaos haben im Libanon ein bislang nicht bekanntes Ausmaß erreicht und Syrien hat die Lage nicht mehr im Griff“. Die USA oder andere Mächte hätten bei einem militärischen Angriff deshalb keine besonders scharfe Reaktion der Syrer oder anderer arabischer Staaten zu befürchten. Flughafen Beirut geschlossen Beirut (afp/taz) - Am Sonntag wurde der Beiruter Flughafen für unbestimmte Zeit geschlossen. Ein Radiosender im von moslemischen Milizen kontrollierten Westteil der libanesischen Hauptstadt gab als Grund entsprechende Forderungen der „Libanesischen Streitkräfte“, der größten Christenmiliz, an. Die libanesische Fluggesellschaft „Middle East Airlines“ hat bis auf weiteres alle Flüge von und nach Beirut eingestellt und ihre Maschinen außer Landes gebracht. Der im Süden Beiruts liegende Flughafen, der derzeit von der Schiitenbewegung Amal und syrischen Spezialeinheiten kontrolliert wird, war Anfang Januar unter Artilleriefeuer gekommen. Die Phalangemiliz verlangt, daß der Flugplatz „Halat“, eine 30 km nördlich von Beirut liegende Piste, als legaler Flughafen anerkannt wird. Dieser Flugplatz liegt in christlich kontrolliertem Gebiet. Ministerpräsident Karameh und andere moslemische Politiker hatten diese Forderung wiederholt mit der Begründung abgelehnt, daß damit die Spaltung des Libanon weiter vertieft würde. Karameh hat sogar öffentlich gedroht, die Piste von „Halat“ unter Artilleriebeschuß zu nehmen.