Die schöne Welt der Automaten

■ In Frankfurt läuft zur Zeit die Waren– und Spielautomatenmesse

Aus Frankfurt Heide Platen

Dreißig Mark kostet die Eintrittskarte für einen Tag. Nur, was bitte, soll mensch einen ganzen Tag lag auf der „ima“, der Waren– und Spielautomaten–Messe tun? Die Gänge in einer der kleinen Hallen auf dem Frankfurter Messegelände sind schnell abgelaufen, für fünf Mark ein Horoskop erstellt (der empfohlene Beruf liegt zwischen Tierpflege und Religion). „Diese Analyse dient Ihrem Spaß und Ihrer Unterhaltung“, meldet der blinkende schwarze Kasten mit Terminal und Leuchtdioden. Und: „Ihr grundlegendes Potential ist: Philosophische Gedanken.“ Die kamen schon ein paar Stände vorher. Die Welt der automatischen Neuerungen ist klein und eher archaisch als bedrohlich. „Mr. Pommi“ zum Beispiel ist zwar neu, aber in der Warenwelt nachgerade rührend. Die Beschreibung des Kastens: ca. 1,50 m breit, 1,80 m hoch, 40 cm tief. Er „enthält ca. 100 Portionen handelsüblicher, frischer Pommes–Frites, die entsprechende Anzahl Becher und portionsweise Ketchup und Salz“. Für „individuell einstellbar“ einen Groschen bis über sechs Mark kommt unten „eine Portion frisch zubereiteter Pommes–Frites in bester Qualität“ heraus, da, wo der Hinweis steht: „Lift only when Chips are ready“. Very fine! „Imparare una lingua come nel sonno“, lädt ein Stand ein. Eine Sprache lernen wie im Schlaf? Der Vorführherr lädt auf eine gestreifte Liege ein und drückt dem Delinquenten eine rabenschwarze dicke Plastikmaske auf die Nase. Entspannen statt Platzangst kriegen und den schlichten Sprachlektionen lauschen, dabei Aus– und Einatmen nicht vergessen! Der Set besteht aus Steuergerät mit integriertem Kassettenrecorder und Multifunktionsmaske und verspricht laut Waschzettel „glänzende Geschäfte“. Neues läßt sich zwischen den mehr oder minder stromlinienförmigen Warenspendern aller Art kaum entdecken. Die Zigarettenautomaten gibt es auch nicht erst seit heute mit Sensortasten, Geldwechsler sind im Kommen, mancher Automat akzeptiert die Kreditkarte. Zwischen Kaugummi–, Pistazien– und Vollmilchschokoladenrosinen–Spender empfiehlt sich ein Maschinchen mit roter Schrift als richtige Adresse für „Anti–Aids–Kondome“, ein anderes nennt sich, dezenter, „Hygiene–Box“, andere verzichten vorerst auf Beschriftung. „Hält sich das Material bei Toilettenfeuchtigkeit?“, fragt ein vorsichtiger Kunde. Er sollte seinen Bio–Rythmus prüfen lassen - per Knopfdruck für die nächsten 14 Tage. Detaillierter gibt ein Winz–Automat Auskunft. Die sexuelle Befindlichkeit wird durch Einführen der Kuppe des Mittelfingers ermittelt. Besonders geeignet für „Nachtbars, Soldatenbars“ etc. meint der Hersteller, der auch gleich Handelsreisende für sein Produkt sucht. Erbensuppe, Tomatensuppe, Cappucini, Gasfeuerzeuge, Lose der Rubbellotterie - es gibt nichts, was sich nicht aus dem Automaten ziehen ließe. Was ist, wenn wer den Rubbellos–Automaten knackt und den erbeuteten Hauptgewinn einlöst? Keine Ahnung, sagt die Stand–Hostess. Gegen das Absägen von Automaten hat eine andere Firma den Beton stein der Weisen: Der Metallpfahl, auf dem der Automat sitzt, wird innen ausgegossen. Pikotgramme zeigen, wie potentiellen Sägern das Werkzeug versagt. Was noch? Der private Alkohol– Test per Münzeinwurf. Er soll den Suff in Australien drastisch gesenkt haben. Watermatics reinigt das Trinkwasser. Plastikfabrikanten liefern das Wegwerf–Geschirr der Automaten–Restaurants und die dazugehörigen Plastik–Palmen. Die Flipper sind ein bißchen gescheiter geworden, per Elektronik ersparen sie den Anfängern Frust. Der Rest ist in jeder Bahnhofsspielhalle zu besichtigen.