P O R T R A I T Der neue Mann an der Spitze des CIA

■ Am Montag wurde die Ernennung von Dr. Robert Gates zum neuen Direktor of Central Intelligence, dem Chef aller Nachrichtendienste der USA, bekanntgegeben.

Der 43jährige Sowjetunion–Spezialist Robert Gates war seit Februar 1986 stellvertretender CIA– Chef, er hat den Geheimdienst in den sechs Wochen seit der Krebsoperation seines am Montag zurückgetretenen Vorgängers William Casey geleitet. Gates kann auf eine zwanzigjährige Karriere in der CIA zurückblicken, die nur durch eine dreijährige Tätigkeit im Stab des Nationalen Sicherheitsrats unterbrochen war. Im Gegensatz zu den zwei früheren CIA–Chefs aus den Rängen des Geheimdienstes, die dem operativen Zweig der CIA entstammten, kommt Gates aus dem analytischen Bereich der Agency. Für CIA–Kritiker wie Morton Halperin, die die wachsende Bedeutung geheimer Operationen in der Reagan–Ära mit Sorge betrachtet haben, ist dies ein positives Zeichen. Es sei zu hoffen, daß man sich bei der CIA wieder verstärkt auf die Sammlung und Aufbereitung von Inforamtionen konzentriere und weniger auf eine Untergrund–Außenpolitik jenseits öffentlicher und parlamentarischer Kontrolle. Gates werde es als vordringlichste Aufgabe zukommen, die strapazierten Beziehungen zwischen dem Geheimdienst und dem Kongreß zu verbessern, sagte der demokratische Senator Patrick Leahy, der Mitglied des Geheimdienstausschußes ist. Bevor der Senat Gates Ernennung bestätigt, wird der neue Mann an der Spitze der CIA sich für seine eigene Rolle in der Irangate–Affaire verantworten müssen. Gates hat bereits Anfang Oktober 1986 bei einem Mittagessen, an dem auch Casey teilnahm, von Oliver North andeutungsweise erfahren, daß Gelder aus dem Waffenverkauf an den Iran in falschen Kanälen verschwunden seien, hatte aber deswegen keine Initiative ergriffen. Im Januar 1986 hat Gates ein Ersuchen des Sicherheitsberaters Poindexter abgelehnt, dem Iran als Zeichen guten Willens geheimdienstliche Erkenntnisse über den Irak zur Verfügung zu stellen, später aber seine Haltung doch noch geändert und einige weniger relevante Angaben herausgegeben, da der Nationale Sicherheitsrat und nicht die CIA dafür die Verantwortung getragen habe. Stefan Schaaf