Etappensieg

■ Die Filipinos stimmten für eine neue Verfassung

Mit der überwältigenden Zustimmung der Filipinos zur neuen Verfassung ist jedem Putsch auf dem Inselreich bis auf weiteres die Legitimationsbasis entzogen. Nicht weil Corazon Aquinos Position nun verfassungsrechtlich abgesichert ist - das hat Putschisten noch nie sonderlich gekümmert -, sondern weil das Ergebnis vom Wochenende nicht so sehr ein Ja zur Verfassung als viel mehr ein Ja zur Präsidentin ist. Als Cory vor einem Jahr auf den Wogen der „Peoples Power“ die Macht übernahm, dachten viele gestandene Politiker und Militärs, die sich gerade noch rechtzeitig vom Diktator abgesetzt hatten, mit ihr leichtes Spiel zu haben: Schien doch ihre einzige Qualität darin zu bestehen, die Frau eines berühmten Mannes zu sein, des ermordeten Oppositionsführers Benigno Aquino. Nun, Cory hat die Herren eines besseren belehrt. Ein Jahr lang hat sie unter dem Druck putschlüsterner Militärs, die den sozialen Konflikt im Land militärisch lösen wollten und wollen, und unter dem Druck linker Parteien, Gewerkschaften und der Guerilla, die nach spürbaren Veränderungen der materiellen Lebensbedingungen ihrer Basis drängen, ihre eigene Machtposition aufgebaut. Abgestützt vor allem auf die hauptstädtischen Mittelschichten, deren Erwartungen nach mehr Demokratie und Freiheit sie erfüllt hat, lavierte sie geschickt zwischen den Panzern von gestern und den Kalaschnikows von morgen. Doch wenn die gewonnene Demokratie nicht ihr Fundament in handfesten materiellen Veränderungen findet, wird sich der politische Handlungsspielraum der Präsidentin bald verengen. Dies umso mehr, als die „Peoples Power“ der Straße schon längst zu einem präsidentialen Apparat erstarrt ist. Der Abbruch der Friedensgespräche zwischen Regierung und Guerilla bringt genau das zum Ausdruck. Die größte Gefahr für Cory besteht darin, daß sich die Philippinen an Demokratie schneller gewöhnen werden als an Hunger. Thomas Schmid