Norden unter Smog–Glocke

■ Dicke Luft in Niedersachsen, Bremen Achtstündiges Fahrverbot in Hamburg

Berlin/Hamburg/Hannover (taz) - Die zweite Smogwelle in diesem Jahr legte gestern neben Berlin auch Hamburg, Bremen und Teile Niedersachsens unter die Dunstglocke. In Niedersachsen war am Dienstag mittag noch in allen vier „Belastungsgebieten“, für die überhaupt eine Smog– Verordnung existiert, Smogalarm oder Smog–Voralarm in Kraft. Für das Gebiet Braunschweig/ Wolfenbüttel hatte das Umweltministerium schon am Montag abend die Alarmstufe II auslösen müssen. In der Region Peine/Ilsede wurde der Grenzwert für die Stufe II am Dienstag morgen überschritten. Für Hannover und im Raum Oker/Harlingerode galt gestern noch Smog–Voralarm. Sehr hohe Schadstoffkonzentrationen wurden auch nahe Helmstedt gemessen. In der Meßstation Rheindorf, die zwei Kilometer vom Kraftwerk Offleben entfernt steht, waren bereits am Montag morgen um neun Uhr die Werte für die Alarmstufe I und am Dienstag morgen auch für die Alarmstufe II Überschritten, ohne daß allerdings Smog– Alarm ausgelöst wurde. Der Helmstedter Raum, so das Umweltministeriums, sei kein „Hauptbelastungsgebiet“, dort gelte die Smog–Verordnung nicht. In den amtlichen „Belastungsgebieten“ um Braunschweig bzw. Peine gab es trotz der höchsten Smog–Alarmstufe auch gestern kein Fahrverbot. Für 66 Betriebe im Gebiet Braunschweig/Wolfenbüttel wurden nach amtlichen Angaben Produktionsdrosselungen verfügt. Forts. S.2, Tagesthema S.3 Begeisterung herrschte gestern in Hamburg über den ersten behördlichen Smog–Alarm in der Geschichte der Stadt: 40prozentige Drosselung der Industrieanlagen, Fahrverbot auch für Privat–Pkws in der Innenstadt. Industrie, Autofahrer, der öffentliche Verkehrsverbund und die Umweltbehörde waren zufrieden. Rund drei Viertel der Autos blieben tatsächlich stehen, der öffentliche Nahvekehr schaffte es weitgehend reibungslos, die Utopie der fast autofreien Stadt zu verwirklichen. Heiß liefen die Drähte zwischen Umweltbehörde und den größten industriellen Luftverschmutzern. Die Industrie zeigte sich zur Produktionsdrosselung bereit, die Umweltbehörde verzichtete weitgehend auf Kontrollen. Noch am Nachmittag wurde in Hamburg nach acht Stunden das Fahrverbot wieder aufgehoben, obwohl sich die Smogwerte nur geringfügig verbessert hatten und die Aufrechterhaltung möglich gewesen wäre. In Berlin verbesserte sich die Luftgüte am Dienstag deutlich, so daß frühmorgens das Fahrverbot und später auch die Vorwarnstufe aufgehoben wurden. In Bremen, eines von zwei Bundesländern ohne Smogverordnung, wurde trotz dieses Gesetzes–Vakuums Voralarm gegeben, der am Nachmittag wieder aufgehoben wurde. üo/flo/man