Die Rache eines Hausbesitzers

■ Wegen seines Einsatzes für die Rechte der Mieter in der Schweiz wurde einem Genfer Politiker die Wohnung gekündigt / Der Hausbesitzer hatte das Haus extra zu diesem Zweck gekauft

Genf (taz) - Den Genfer Politiker Gilbert Coutau hat sein politischer Einsatz für die Rechte der Mieter den eigenen Wohnsitz gekostet. Um ihn auf die Straße setzen zu können, hat der wegen seiner rücksichtslosen Methoden des öfteren in der Schweiz für Schlagzeilen sorgende Berner Immobilien– Makler Jürg Stäubli kurzerhand das Haus gekauft, in dem Gilbert Coutau derzeit wohnt. „Ich habe das Haus gekauft, um Gilbert Coutau hinauswerfen zu können,“ gestand Stäubli dem Genfer Boulevard–Blatt Tribune de Geneve. Die Rachegelüste des Häuser– Händlers hatte sich der Politiker, der Präsident der Liberalen Partei der Schweiz (LPS) und Abgeordneter im Nationalrat (Bundesparlament) ist, durch sein engagiertes Eintreten für eine Gesetzesvorlage der Bundesregierung für einen verbesserten Mieterschutz im Vorfeld der eidgenössischen Volksabstimmung im Dezember 1986 zugezogen. Das recht lasche Gesetz, für das sich sogar der Hauseigentümerverband ausgesprochen hatte, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Seiner eigenen Kündigung will sich Gilbert Coutau nicht widersetzen, weil er im Haus eines solchen Maklers nicht länger wohnen möchte. Vom Gesetzgeber verlangt er allerdings eine „Lex Stäubli“, die solche Mißbräuche unterbindet. th. scheuer