Gunst der Stunde

■ Nicaraguas Links– und Rechtsopposition will Verhandlungen mit der Contra

Waffenstillstandsverhandlungen in Nicaragua? Der Vorschlag klingt nach einer Sensation. Denn bisher gab es zwischen Sandinisten und der parlamentarisc in den Hintergrund rückt und sich die fatale Sprachregelung von einem „Bürgerkrieg unter Nicaraguanern“ durchsetzt. Die kleinen Linksparteien machen mit, weil sie befürchten, daß sich mit der Dauer des Ausnahmezustandes ihr ohnehin geringer politischer Spielraum weiter verengt. Mittlerweile gibt es kaum noch Zweifel, daß die Aktivitäten der Contra ein militärischer Mißerfolg für die USA sind. Über 50 Mio. Dollar aus dem US–Haushalt sind allein in den letzten vier Monaten an sie geflossen. Das Ergebnis war kaum mehr als optimistische Sprüche. Waffenstillstandsverhandlungen würden derzeit zwischen einer schwachen Contra und einer sandinistischen Regierung stattfinden, die gerade erst durch die (mit den Stimmen der meisten Oppositionsparteien verabschiedete) neue Verfassung gestärkt worden ist. Die Linksopposition nutzt die Gunst der Stunde. Heute könnte es den Sandinisten leichter fallen als bisher, der Opposition Konzessionen zu machen. Daß allerdings der Druck dazu von einer taktischen Rechts–Links–Koalition kommt, macht der regierenden FSLN das Nachgeben nicht gerade einfacher. Michael Rediske