Bundesweite Proteste gegen Südkorea

■ Mitglieder südkoreanischer Oppositionsgruppen protestierten vor ihren diplomatischen Vertretungen in deutschen Städten

Berlin (taz) - „Südkoreas Diktatur inhaftiert, foltert und mordet seine Opposition,“ stand auf den Plakaten zu lesen, mit denen sich gestern Demonstranten zu einer Mahnwache vor dem südkoreanischen Konsulat in Berlin versammelt hatten. In gleichlaufenden Aktionen vor den diplomatischen Vertretungen Südkoreas in Hamburg, Bonn und Frankfurt gedachten Mitglieder südkoreanischer Oppositionsgruppen dem Studenten Park Chun–Chol. Der 21jährige war Ende Januar von Polizeibeamten in Seoul zu Tode gefoltert worden. Ein „Volkstrauertag“ für Park und die vielen bisher unbekannten Opfer des Militärregimes, zu dem die Opposition des Landes aufgerufen hatte, war am Wochenende brutal niedergeknüppelt worden (siehe taz vom 9.2.). Nach Aussagen der koreanischen Menschenrechtsgruppen in Berlin sitzen in den Gefängnissen des Militärregimes des regierenden Generals Chun Doo–Hwan gegenwärtig fast 3.000 politische Gefangene, die gerade in letzter Zeit willkürlich von der Straße weg verhaftet werden. Folter ist dabei nicht die Ausnahme, sondern die Regel, betonen die Gruppen. „Chun hat der Polizei mitgeteilt, daß sie mit den Politischen in Zukunft alles anstellen können,“ weiß eine Oppositionsvertreterin zu berichten. Große Sorge bereitet den Demonstranten gegenwärtig eine Art Südamerikanisierung der Zustände. Nach Zahlen von ai sollen schon 54 Regimegegner in den letzten Monaten entführt und später ermordet aufgefunden worden sein. In Südkorea sollen 1988 die nächsten olympischen Sommerspiele stattfinden. Jürgen Kremb