Putsch sollte an Bonner CDU spenden

■ Autohändler Putsch vor dem Berliner Untersuchungsausschuß: „Staatsminister Vogel (CDU) wußte von Fünf–Millionen–Mark–Spende“ / Aufdeckung des Beinahe–Deals hatte zur zur Antes–Affaire geführt

Berlin/Bonn(taz)–Für eine Überraschung sorgte gestern vor dem Berliner Untersuchungsausschuß zur Durchleuchtung der Korruptionsaffäre der Wuppertaler Autohändler Otto Putsch. Bitter, aber durchaus gesprächig lüftete Putsch den Schleier einer bis heute nicht ganz aufgeklärten Fünf–Millionen–Mark–Spendenforderung, die er 1984 für den Ankauf von 4.000 landeseigenen Wohnungen an den früheren, inzwischen verurteilten Charlottenburger CDU– Baustadtrat Antes zahlen sollte. Angesichts des niedrigen Verkaufspreises von acht Millionen Mark, so Putsch gestern, sei ihm der Antes–Wunsch erheblich bizarr vorgekommen. Der Exstadtrat habe ihm jedoch erklärt, dies sei durchaus „üblich und außerdem mit der obersten Parteispitze abgeklärt“. Die Hälfte der Summe, habe Antes ausgeführt, sei für die eigene „Parteiarbeit und den Wahlkampf des heutigen Re gierenden Bürgermeisters Diepgen“, die andere „für unsere Spitze in Bonn bestimmt“ gewesen. Im Anschluß an diese Unterredung will sich Putsch telefonisch an einen „alten Freund im Bundeskanzleramt“, den Staatsminister Friedrich Vogel (CDU) gewandt haben. Diesen kenne er, wie den einstigen Berliner Innensenator und heutigen Bundestagsabgeordneten Lummer, „seit Jahren“. Der Staatsminister, führte Putsch aus, habe es zwar abgelehnt, am Telefon weitere Auskünfte zu geben, ihn aber aufgefordert, ihm eine Gesprächsnotiz über die Zusammenkunft mit Antes zukommen zu lassen. Aus der Umgebung des Autohändlers verlautete gestern zusätzlich, auch Bundeskanzler Kohl habe von der Millionen–Spende gewußt. CDU– Pressesprecher Merschmeier hielt es hingegen auf Anfrage „für absolut unwahrscheinlich, daß die Geschichte einen wahren Kern hat“. Über seinen Anwalt ließ Antes gestern nachmittag ein Dementi verbreiten. Vogel selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Putsch will das von diesem angeforderte „Memo“ schließlich nicht mehr abgeschickt haben, weil er damals bereits in den einsetzenden „Strudel von Interviews, Anfragen und Gesprächen“ hineingezogen wurde. Der „Wohnungsverkauf zum Schleuderpreis“ hatte frühzeitig für Schlagzeilen gesorgt und die Antes–Affäre mit ausgelöst. Der Deal scheiterte am Votum des damaligen Berliner CDU–Finanzsenators. Daran konnte, berichtete Putsch dem Ausschuß weiter, auch der frühere CDU–Bundestagsabgeordnete Rudolf Werner nichts mehr ändern, der sich seiner gleichermaßen „hervorragenden Kontakte“ in Berlin und Bonn gerühmt haben soll. Für eine Hilfestellung (“Der Fall muß ganz neu aufgerollt werden“.) habe Werner aber gleich 5.000 Mark „a conto“ erbeten. Der Autohändler hat über Lummer Kontakt zum Berliner CDU– Fraktionsvorsitzenden Buwitt und dem zuständigen Staatssekretär bei der Bauverwaltung bekommen. Lummer soll in diesem Zusammenhang, was er stets bestritten hat, während eines Kneipenbesuches Putsch gefragt haben: „Hat Antes die Forderung schon gestellt?“. Dies wurde von einem anderen Zeugen gestern erneut bestätigt. Putsch, der wegen eines Steuerverfahrens bereits verurteilt worden ist und sich gegenwärtig vor dem Essener Landgerichts wegen Betruges verantworten muß, war im November letzten Jahres in Berlin wegen versuchter Bestechung von Antes zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Putsch wird nächste Woche erneut vom Untersuchungsausschuß vernommen. bmm/mk