Ende der Proteste in Spanien absehbar?

■ Regierung bot Kompromisse an / Studentengewerkschaft fordert Rückkehr der Schüler in den Unterricht

Madrid (ap/taz) - Die Studentengewerkschaft, die moderateste der drei großen spanischen Studentenorganisationen, hat am Samstag die Schüler dazu aufgefordert, wieder in ihre Klassen zurückzukehren und die neuen Vorschläge der Regierung nächste Woche abzuwarten. Am Freitag waren Hunderttausende Schüler und Studenten aus allen Teilen des Landes in einem Sternmarsch nach Madrid gezogen, um ihren Protest gegen die Bildungspolitik der Regierung kundzutun. Die Forderungen der Studenten zielen auf Abschaffung der Zulassungsprüfungen zu den Unis, Abschaffung der Studiengebühren für finanzschwache Studenten und eine Art Bafög für alle Studenten, das nach Einkommen der Eltern gestaffelt sein sollte. Die Regierung, die zunächst alle Forderungen abgelehnt hatte, war am Dienstag der vergangenen Woche zu Kompromissen bezüglich der Studiengebühren und der Aufnahmeprüfungen bereit gewesen, die von den Studenten jedoch als nicht weitgehend genug abgelehnt worden waren. Am Samstag hatte die Regierung nun erweiterte Vorschläge für die nächste Woche in Aussicht gestellt. Während sich die Konföderation der Studenten–Vereinigungen, die schon die Regierungsvorschläge vom Dienstag erfreut aufgenommen hatten, dem Aufruf zur Rückkehr in die Schulen wohl anschließen wird, war am Sonntag noch keine genauere Auskunft über die Stellungnahme der dritten großen Organisation, der Studentenkoordination, zu erhalten. Sie soll für den 24. Februar zu weiteren Demos in Madrid und in den anderen großen Städten des Landes aufgerufen haben. Die Koordination hat bislang die weitestgehenden Forderungen vertreten. Dennoch deutet einiges darauf hin, daß die Proteste vorerst ihren Höhepunkt überschritten haben. Die großen Demonstrationen am Mittwoch und Freitag in Madrid waren jeweils von harten Straßenschlachten mit der Polizei begleitet gewesen. Gerüchte, daß rechtsextreme Schlägertrupps von den Demos aus als Aufrührer gewirkt hätten, hatten wohl Befürchtungen ausgelöst, daß die Auseinandersetzungen unkontrolliert eskalieren könnten, was in Spanien rasch Ängste vor einer politischen Destabilisierung weckt. Zum anderen hatten sich die Studentenvertretungen immer über ihre Forderungen und Fragen der Führung gestritten. Daß an den Schulen Prüfungen anstehen, dürfte weiter zu einem Abklingen der Proteste beitragen. -ant–