N O C O M M E N T Miet–Sozialismus

Neunzig Prozent der Berliner sind Mieter. 500.000 Wohnungen rechnet man dem Altbaubestand der Halbstadt zu, bei mindestens zwei Nutzern macht das schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Daran kann kein Politiker vorbei, wenn er „mehrheitsfähig“ sein will. So übt sich die Stadt alle Jahre wieder in Farbenlehre. Von der Einführung der Marktgesetze reden am lautesten die Freidemokraten, die hinter sich die Haus– und Grundbesitzer wissen, nicht ganz so laut brüllt die CDU, weil sie ihre (Mieter–) Wähler nicht verprellen will. Sie verspricht, daß „Mieten bezahlbar“ und „soziale Härten“ ausgeschlossen bleiben. Schlimmer noch als die erwarteten Mietsprünge von 15 bis 20 Kämpfers gegen den reglementierten Markt verbirgt sich ein viel gefährlicherer Dirigist. Er möchte angebliche Leistung, die des Geldbeutels, durch eine große Wohnung belohnt wissen. Beinahe gehässig wird in Immobilienkreisen von den Generalswittwen und reichen lonesome cowboys gesprochen, die die Fünfzimmerfluchten belegen. Nicht darüber wird gesprochen, daß der Weiße Kreis bisher eine Durchmischung der Wohnquartiere garantiert hat, homogenes Schöner Wohnen im Zentrumund den Slum am Rande verhin Natürlich ist die Mietpreisbindung ein Stück Sozialismus, sozialistische Marktwirtschaft wie BfA oder AOK. Die Rendite in Berlin muß aber bislang attraktiv genug gewesen sein, sonst wären Haus– und Grundeigentümer längst in andere Anlagen geflüchtet. Dieser „Sozialismus“ ist den Berlinern lieb und teuer. bmm McCASH FLOWS ORAKEL