Fischers Ministerriege steckte zurück

■ Die hessischen Realpolitiker der Grünen trafen sich zur Bestandsaufnahme / Keine feste Kandidatenliste für die Landtagswahlen / Frauen rügten Konkurrenzkämpfe der Männer / „Meinungsbild“gegen Fischer–Riege

Aus Frankfurt Heide Platen

Am Montag abend drängten sich rund hundert hessische Grünen– Realpolitikerinnen und -politiker in den Räumen des Landesvorstandes in Frankfurt. Sie waren aus ganz Hessen in die Mainzer Landstraße gekommen, um ihre Kandidaten für die vorgezogenen Landtagswahlen am 5. April zu benennen. Zu Beginn der Versammlung gab es einen großen Ansturm der männlichen Bewerber auf die vorderen Plätze. Der legte sich aber wieder im Laufe des Abends. Für die Grünen–Frauen hatte Iris Blaul, Mitglied der Landtagsfraktion, Kollegenschelte geübt. Sie fand die Konkurrenzkämpfe ebenso unerträglich wie unklug. Sie nützten nur den Fundamentalisten, die schon am Montag mittag in einer Pressekonferenz Anspruch auf vier sichere Listenplätze erhoben hatten: „Die machen nachher den Durchmarsch, weil sie viel disziplinierter sind als wir.“ Unmut an der realpolitischen Basis hatte auch erregt, daß die „Fischer–Gang“ sich geballt auf die vordersten Plätze kaprizierte. Das „Meinungsbild“ war eindeutig dagegen. Tom Koenigs, im Amt des Umweltministers Fischer Leiter des Büros, zog seine Kandidatur zurück. Dennoch, die Liste der realpolitischen Kandidaten ist lang. Die Frauen gehen mit vorerst sechs Bewerberinnen in die Delegiertenversammlung, die für kommenden Samstag ins Bürgerhaus in Bergen–Enkheim einberufen wurde: Iris Blaul und Priska Hinz (beide Landtagsabgeordnete), Karin Guder (Landesgeschäftsführerin), Marianne Knippel (für die Nordhessen in Kassel), die Darmstädter Stadtverordnete Daniela Pätzold, Irene Soltwedel (Marburg, Schwerpunkt Landwirtschaft), Margrit Niemsch, autonome Stadtverordnete im Frankfurter Römer, und Susanne Bodin aus dem Landesvorstand. Auf den „geraden“ Männerplätzen kandidiert aller Voraussicht nach zuallererst Joschka Fischer. Erneut kandidieren wollen die Landtagsabgeordneten Chris Boppel und Dirk Treber. Außerdem bewerben sich Wolf Schwarz vom Landesvorstand und der Fuldaer Fritz Hertle. Auch der Pressesprecher der Landtagsfraktion Reinhold Weist will sich zur Wahl stellen. Eine feste Liste wurde noch nicht beschlossen. Eine endgültige Entscheidung soll am Wochenende durch die Delegierten fallen.