Kurdische Namen sind in der Türkei nicht erwünscht

■ Die türkische Wochenzeitung Nokta berichtete über ein Gerichtsverfahren gegen Kurden, die ihren Kindern kurdische Namen gaben / Änderung der inkriminierten Namen gefordert

Berlin (taz) - „Die Namen Roje Velat (Morgendämmerung), Rojbin (Tageslicht) und Zozan (Weide) sind keine türkischen Namen. Die Namen, die Kindern gegeben werden, sind für die Gesamtheit unseres Landes und ihre gesellschaftliche Struktur langfristig von großer Bedeutung. Deswegen muß darauf abgezielt werden, daß die Kinder Namen erhalten, die auf die Vereinigung der Gesellschaft ausgerichtet sind.“ Mit diesen Worten endet ein Bericht des Sicherheitsbüros der osttürkischen Stadt Bitlis über die Tatsache, daß dort ansässige Kurden ihren Kindern kurdische statt türkische Namen geben. Der Bericht forderte die Aufnahme eines Strafverfahrens gegen die Eltern dieser Kinder. Nachdem das Innenministerium in Ankara den Bericht geprüft hatte, eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen die Namensgeber. Alle Angeklagten vor Gericht zu laden erwies sich jedoch als schwierig. Einige leben nicht mehr in der Türkei, einer ist inzwischen verstorben. Einige wenige konnten dennoch am ersten Verhandlungstag am 20. Januar dieses Jahres erscheinen. Einer von ihnen, Emin Sacan, antwortete auf die Frage des Staatsanwalts, warum er seinen Kindern ungesetzliche Namen gegeben habe: „Ich habe 21 Kinder. Ich weiß gar nicht, welcher Name verboten ist. Sagt mir, welcher es ist, und ich werde die Namen ändern.“ Oder der 6ojährige Mehmet Kocaman, der auf die Frage , wieso er seiner Tochter den unerlaubten Namen „Zozan“ gegeben hat, antwortete: „Wir ziehen im Sommer auf die Sommerweide. Sommerweide heißt auf kurdisch Zozan. Da uns Allah dort die Tochter gegeben hat, haben wir sie Zozan genannt. Jetzt ist sie fast 30 Jahre alt, sie ist verheiratet und hat fünf Kinder.“ Noch ist das Verfahren nicht beendet, aber es könnte gut sein, daß Zozans Vater seiner erwachsenen Tochter einen neuen, rechtmäßigen Namen geben muß: Suzan zum Beispiel. Der gefährdet die Einheit des Landes nicht. ant